Um 03:15 läutet der Wecker – oder
besser gesagt sind es zwei, der Radiowecker und der Wecker auf meinem
Handy, Noch kurz liegen bleiben und dann schnell unter die Dusche,
Das Gewand für heute habe ich bereits gestern Abend zurechtgelegt,
Rucksack und Tasche sind fertig gepackt.
Ich mache mir noch schnell eine Tasse
Tee und zwei Scheiben Toast, dann muss ich los.
Ich schultere meinen Rucksack und gehe
die 5 Minuten bis zur S-Bahn, In der Eile vergesse ich darauf, den
Fahrschein zu entwerten, den ich zusätzlich zu meiner Jahreskarte
benötige, um zum Flughafen zu fahren. Gekauft habe ich ihn ja
bereits vor 2 Tagen, aber manchmal kommt dann doch alles anders.
Ich überlege, was ich sagen soll,
falls ein Kontrollor kommt, aber glücklicherweise steigt niemand auf
den 5 Stationen bis zum Flughafen zu und ich komme noch einmal davon.
Nun gilt es die nächste
Herausforderung in Angriff zu nehmen: Trotz mehrerer schriftlicher
Anfragen ist es mir nicht gelungen, in den vergangenen Wochen in
Erfahrung zu bringen, ob ich nun meine Trekking-Stöcke als
Handgepäck mitnehmen darf oder nicht. Also erstmal fragen – bei
der Gepäcksaufgabe sagt man mir kein Problem und schickt mich weiter
zur Security. Auch hier habe ich Glück. Alles geht ganz schnell und
diesmal leuchtet als ich durch den Scanner gehe nicht einmal das rote
Lämpchen auf, womit ich nach früheren unangenehmen Erlebnissem
schon fast gerechnet hatte.
Ich gehe weiter zum Gate, setze mich in
einen der bequemen Plätze, von wo aus man an seinem Notebook
arbeiten kann (Ja! Ich habe es mitgenommen, allerdings ohne den Akku)
und logge mich ins Internet ein. WIFI bzw. W-LAN ist schon seit
Jahren am Flughafen Wien Schwechat Standard, ich schreibe ein paar
Mails, melde mich noch schnell über WhatsApp bei meiner Tochter, die
– mittlerweile ist es schon 06:00 Uhr. Ebenfalls beretis wach ist,
dann ist es auch schon halb sieben und die Passagiere werden zum
Boarding aufgerufen.
Der Flug mit einem Airbus 321 der
Austrian Airlines verläuft angenehm und problemlos, es gibt sogar
ein Apfeltäschchen zum Kaffee, dazu Orangensaft und wir landen
überpünktlich in Paris-Charles de Gaulle.
Von hier nehme ich wie geplant den RER
ins Zentrum (und denke wehmütig an die Wiener U-Bahnstationen mit
ihren Aufzügen und Rolltreppen, denn ich muss ja meinen Rucksack und
die Umhängetasche schleppen, was ich noch nicht gewohnt bin), steige
am linken Seineufer in die Metro Nr. 6 Richtung Etoile und bin auch
schon am Gare Montparnasse. Es ist jetzt circa 10:30, die Sonne
scheint, die Leute sitzen im Park vor dem Tour Montparnasse und
genießen das schöne Wetter.
Paris Montparnasse |
Ich beschließe 5,50 € in ein
Gepäckfach zu investieren, stelle meinen Rucksack und die Jacke dort
ein – mit 7 kg weniger geht es sich doch etwas leichter –,
verlasse den Bahnof und gehe ein bisschen draußen spazieren, danach
setze ich mich in ein kleines Lokal und bestelle mir ein
Schinkensandwich, Wasser und Kaffee. Als Nachspeise gibt es die zwei
Mozartkugeln und einen der Nussriegel, die ich zu Hause noch schnell
eingesteckt habe.
Paris, Tour Montparnasse |
So vergeht die Zeit, um 14:00 fährt
der TGV im Bahnhof ein und ich suche meinen Waggon – klar, dass es
einer der letzten, ganz hinten, fast schon außerhalb des Bahnhofs
ist und ich bin wirklich froh, dass ich alles Überflüssige zu Hause
gelassen habe.
Paris, Gare Montparnasse |
Meinen Sitzplatz hatte ich bereits von zu Hause aus reserviert und beim Einsteigen begegne ich auch bereits den ersten Pilgern. Eine junge Pilgerin aus Hamburg sitzt sogar neben mir, wir haben den gleichen Weg und tauschen unsere Erfahrungen aus.
Der Zug fährt ruhig und leise durch
die französische Pampa. Aus einem mir unerklärlichen Grund sitzen
wir mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, aber auch wnen es nicht so
wäre, gäbe es nicht allzu viel zu sehen: Endlose Felder, ein paar
Windräder, ab und zu ein aus Stein gemauerter Bauernhof, gelbe
Rapsfelder, ein paar Bäume als Windschutz …
Die Fahrgäste arbeiten auf ihren
Computern, langweilen sich oder schlafen. Die Fahrt nach Bayonne wird 5 Stunden dauern, während denen der Zug kein einziges Mal hält. Die
Sitze sind recht bequem, mit Steckdosen zum Aufladen von Handy
oder Notebook. Die Klimaanlage ist ausgefallen, im Zug ist es heiß.
Dann plötzlich ein Fluss, Wohnhäuser,
ein großer Dom. Wir halten in Bordeaux, einige steigen aus um eine
schnelle Zigarette zu rauchen, schon allein der Bahnhof ist ein
Juwel.
Bordeaux St. Jean |
Das Gelb der Rapsfelder geht in
das Gelb des Ginsters über, die Ortschaften werden zahlreicher, die Häuser sehen
nun eher nach Einfamilienhäusern oder Villen aus. Der TGV, der
bereits in Bordeaux 10 Minuten Verspätung hatte, quält sich hinter
einem anderen Zug im Schneckentempo durch die Landschaft. In Dax sind
es bereits 40 Minuten, bis Bayonne werden es 80 und so schicke ich
schnell ein Mail an das Hotel de la Gare, von dem ich bereits vor
einigen Tagen informiert wurde, dass die Reception ab 20 Uhr nicht
mehr besetzt ist.
Statt um 19:22 fährt der TGV kurz vor
21:00 in Bayonne ein. Alle sind erleichtert, der Zugführer
entschuldigt sich nochmals sehr ausführlich, und wir gehen die
Straße zum Fluss hinunter. Es ist warm, fast schon sommerlich. Die
junge Hamburgerin muss etwas weiter gehen, denn sie hat über Air Bnb
ein Privatzimmer auf der anderen Seite gebucht. Ich wohne 200 m vom
Bahnhof, im Hotel de la Gare. Die Bar ist noch besetzt und ich kann
sofort einchecken, bekomme Schlüssel und WLAN-Code und kann endlich
duschen. Es war ein sehr langer und interessanter Tag, ich bin
totmüde und falle ins Bett.
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