Mittwoch, 15. April 2015

Tag 1: Wien - Paris - Bayonne

Um 03:15 läutet der Wecker – oder besser gesagt sind es zwei, der Radiowecker und der Wecker auf meinem Handy, Noch kurz liegen bleiben und dann schnell unter die Dusche, Das Gewand für heute habe ich bereits gestern Abend zurechtgelegt, Rucksack und Tasche sind fertig gepackt.

Ich mache mir noch schnell eine Tasse Tee und zwei Scheiben Toast, dann muss ich los.

Ich schultere meinen Rucksack und gehe die 5 Minuten bis zur S-Bahn, In der Eile vergesse ich darauf, den Fahrschein zu entwerten, den ich zusätzlich zu meiner Jahreskarte benötige, um zum Flughafen zu fahren. Gekauft habe ich ihn ja bereits vor 2 Tagen, aber manchmal kommt dann doch alles anders.

Ich überlege, was ich sagen soll, falls ein Kontrollor kommt, aber glücklicherweise steigt niemand auf den 5 Stationen bis zum Flughafen zu und ich komme noch einmal davon.

Nun gilt es die nächste Herausforderung in Angriff zu nehmen: Trotz mehrerer schriftlicher Anfragen ist es mir nicht gelungen, in den vergangenen Wochen in Erfahrung zu bringen, ob ich nun meine Trekking-Stöcke als Handgepäck mitnehmen darf oder nicht. Also erstmal fragen – bei der Gepäcksaufgabe sagt man mir kein Problem und schickt mich weiter zur Security. Auch hier habe ich Glück. Alles geht ganz schnell und diesmal leuchtet als ich durch den Scanner gehe nicht einmal das rote Lämpchen auf, womit ich nach früheren unangenehmen Erlebnissem schon fast gerechnet hatte.

Ich gehe weiter zum Gate, setze mich in einen der bequemen Plätze, von wo aus man an seinem Notebook arbeiten kann (Ja! Ich habe es mitgenommen, allerdings ohne den Akku) und logge mich ins Internet ein. WIFI bzw. W-LAN ist schon seit Jahren am Flughafen Wien Schwechat Standard, ich schreibe ein paar Mails, melde mich noch schnell über WhatsApp bei meiner Tochter, die – mittlerweile ist es schon 06:00 Uhr. Ebenfalls beretis wach ist, dann ist es auch schon halb sieben und die Passagiere werden zum Boarding aufgerufen.

Der Flug mit einem Airbus 321 der Austrian Airlines verläuft angenehm und problemlos, es gibt sogar ein Apfeltäschchen zum Kaffee, dazu Orangensaft und wir landen überpünktlich in Paris-Charles de Gaulle.
Von hier nehme ich wie geplant den RER ins Zentrum (und denke wehmütig an die Wiener U-Bahnstationen mit ihren Aufzügen und Rolltreppen, denn ich muss ja meinen Rucksack und die Umhängetasche schleppen, was ich noch nicht gewohnt bin), steige am linken Seineufer in die Metro Nr. 6 Richtung Etoile und bin auch schon am Gare Montparnasse. Es ist jetzt circa 10:30, die Sonne scheint, die Leute sitzen im Park vor dem Tour Montparnasse und genießen das schöne Wetter.

Paris Montparnasse

Ich beschließe 5,50 € in ein Gepäckfach zu investieren, stelle meinen Rucksack und die Jacke dort ein – mit 7 kg weniger geht es sich doch etwas leichter –, verlasse den Bahnof und gehe ein bisschen draußen spazieren, danach setze ich mich in ein kleines Lokal und bestelle mir ein Schinkensandwich, Wasser und Kaffee. Als Nachspeise gibt es die zwei Mozartkugeln und einen der Nussriegel, die ich zu Hause noch schnell eingesteckt habe.
Paris, Tour Montparnasse

So vergeht die Zeit, um 14:00 fährt der TGV im Bahnhof ein und ich suche meinen Waggon – klar, dass es einer der letzten, ganz hinten, fast schon außerhalb des Bahnhofs ist und ich bin wirklich froh, dass ich alles Überflüssige zu Hause gelassen habe.

Paris, Gare Montparnasse

Meinen Sitzplatz hatte ich bereits von zu Hause aus reserviert und beim Einsteigen begegne ich auch bereits den ersten Pilgern. Eine junge Pilgerin aus Hamburg sitzt sogar neben mir, wir haben den gleichen Weg und tauschen unsere Erfahrungen aus.

Der Zug fährt ruhig und leise durch die französische Pampa. Aus einem mir unerklärlichen Grund sitzen wir mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, aber auch wnen es nicht so wäre, gäbe es nicht allzu viel zu sehen: Endlose Felder, ein paar Windräder, ab und zu ein aus Stein gemauerter Bauernhof, gelbe Rapsfelder, ein paar Bäume als Windschutz …


Die Fahrgäste arbeiten auf ihren Computern, langweilen sich oder schlafen. Die Fahrt nach Bayonne wird 5 Stunden dauern, während denen der Zug kein einziges Mal hält. Die Sitze sind recht bequem, mit Steckdosen zum Aufladen von Handy oder Notebook. Die Klimaanlage ist ausgefallen, im Zug ist es heiß.

Dann plötzlich ein Fluss, Wohnhäuser, ein großer Dom. Wir halten in Bordeaux, einige steigen aus um eine schnelle Zigarette zu rauchen, schon allein der Bahnhof ist ein Juwel.

Bordeaux St. Jean

Das Gelb der Rapsfelder geht in das Gelb des Ginsters über, die Ortschaften werden zahlreicher, die Häuser sehen nun eher nach Einfamilienhäusern oder Villen aus. Der TGV, der bereits in Bordeaux 10 Minuten Verspätung hatte, quält sich hinter einem anderen Zug im Schneckentempo durch die Landschaft. In Dax sind es bereits 40 Minuten, bis Bayonne werden es 80 und so schicke ich schnell ein Mail an das Hotel de la Gare, von dem ich bereits vor einigen Tagen informiert wurde, dass die Reception ab 20 Uhr nicht mehr besetzt ist.

Statt um 19:22 fährt der TGV kurz vor 21:00 in Bayonne ein. Alle sind erleichtert, der Zugführer entschuldigt sich nochmals sehr ausführlich, und wir gehen die Straße zum Fluss hinunter. Es ist warm, fast schon sommerlich. Die junge Hamburgerin muss etwas weiter gehen, denn sie hat über Air Bnb ein Privatzimmer auf der anderen Seite gebucht. Ich wohne 200 m vom Bahnhof, im Hotel de la Gare. Die Bar ist noch besetzt und ich kann sofort einchecken, bekomme Schlüssel und WLAN-Code und kann endlich duschen. Es war ein sehr langer und interessanter Tag, ich bin totmüde und falle ins Bett.

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