Mittwoch, 24. August 2016

Österreichischer Jakobsweg: Furth b. Göttweig - Schenkenbrunn (ca. 18 km)


Bei wolkenlosem Himmel ging es gestern von Furth über Mautern, Mauternbach, Unter- und Oberbergern durch den Dunkelsteiner Wald bis Schenkenbrunn. Der Abschnitt "Göttweig-Melk" ist hügeliger, und daher etwas anstrengender zu gehen, als die Etappen davor, hat aber sowohl lanfschaftlich als auch kulturell sehr viel Schönes zu bieten.

Pfarrkirche Furth

Von Furth aus ging es zunächst die Bachzeile entlang, vorbei an einer schönen St. Nepomuk-Kapelle und dem alten Pranger zum Themenweg "Löss und Wein", wo man sehr viel Interessantes über die Natur und Kulturgeschichte der Region erfährt.

Themenweg Löss und Wein

Der anfangs schattige Weg durch den Zeller- und Katzengraben führt anschließend durch weit ausgedehnte Weingärten, wo ich sogar Rehe und Hasen beobachten konnte.

Hier wird der Grüne Veltliner angebaut

Nach etwa einer Stunde gelangte ich in die wunderschöne historische Stadt Mautern, direkt am Donauufer. Sie wurde ursprünglich als römisches Heerlager „Favianis"am nördlichen Limes errichtet, im frühen Mittelalter gründete hier der Hl. Severin ein Kloster und später war Mautern aufgrund seiner besonderen geografischen Lage eine wichtiges Handelsstation. All diese Ereignisse haben Spuren hinterlassen, die man auch heute noch bewundern kann.

Mautern, Rathausplatz

Die Pfarrkirche St. Stefan wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet. Sie war geöffnet und drinnen gab es sogar einen Pilgerstempel.

Pfarrkirche St. Stefan in Mautern an der Donau

Im großen schattigen Pfarrhof wird des Hl. Severin gedacht.

Die alten Stadtmauern und die Pfarrkirche von Mautern

Von der Kirche führt der Jakobsweg eigentlich direkt weiter in Richtung Mauternbach, ich ging jedoch hinunter ans Donauufer und verbrachte die Mittagszeit auf dem schönen, schattigen Rastplatz unten am Wasser.

Donaubrücke Mautern mit Blick auf Krems


All zu lang konnte ich jedoch nicht hier bleiben, denn leider stand ich aufgrund der schlechten Busverbindungen in der Ferienzeit unter Zeitdruck (der letzte Bus von Maria Langegg nach Krems geht im Sommer bereits um 14.12 Uhr!).

Weinbaugemeinde Mauternbach

Von Mauternbach führte der Weg jetzt stetig bergauf über die Römerstraße bis Bergern.

Abzweigung in Mauterndorf
Dunkelsteiner Wald bei Oberbergern

Schließlich gelangte ich gegen 14 Uhr nach Schenkenbrunn (Maria Langegg ist von dort aus auf der Landstraße noch ca. 4, auf dem  DUnkelsteinerwald-Rundwanderweg (DUR) etwa 8 km entfernt) und musste gezwungenermaßen den Bus zurück nach Krems nehmen, wenn ich abends wieder zu Hause in Wien sein wollte.

Brunnen am Dorfplatz von Schenkenbrunn

Dorfkapelle Schenkenbrunn

Sonntag, 21. August 2016

Schweizer Jakobsweg: St. Gallen

 
Jakobsweg durch St. Gallen

An diesem Wochenende hatten wir eine Familienfeier in der schweizer Stadt St. Gallen. Die Zeit war sehr knapp bemessen, doch zwischendurch schaffte ich es irgendwie doch, den Jakobsweg durch die Altstadt von St. Gallen - von der Kirche St. Leonhard, gleich beim Bahnhof, bis zum Spisertor - abzugehen (In Wirklichkeit verläuft er ja in die andere Richtung, d.h. von Ost nach West und nicht umgekehrt. Die Pilgerherberge befindet sich gleich in der Nähe des Spisertors).

Kirche St. Leonhard, St. Gallen
Wie im Stadtplan in gelber Farbe sehr gut eingezeichnet, ging ich die St. Leonhard-Straße entlang bis zur Kornhausstraße, überquerte diese sowie auch den Oberen Graben und gelangte auf diese Weise in wenigen Minuten direkt zum Klosterplatz und zur Kathedrale.

Kathedrale St. Gallen


Es war Samstag Nachmittag und in St. Gallen fand gerade das St. Gallerfest statt, daher herrschte in den Straßen der Altstadt ein buntes Treiben.

Nicht nur Amüsement ... St. Gallenfest 2016

Zu meiner Freude waren alle Kirchen geöffnet und ich konnte daher sowohl einen Blick in die Kathedrale, als auch in die evangelisch-reformierte Kirche St. Laurenzen werfen. Beide sind wunderschön. Das Innere der Kathedrale ist äußerst prunkvoll, wie ich es bisher kaum in einer anderen Kirche gesehen habe, aber auch die evangelische Kirche ist weitaus weniger schlicht ausgestaltet, als man das üblicherweise gewohnt ist.
 
Ausgesprochen prunkvoll - das Innere der Kathedrale
Die evangelisch-reformierte Kirche St. Laurenzen

Meinen Pilgerpass hatte ich in Wien gelassen, daher konnte ich mir auch keine Pilgerstempel holen, doch, so Gott will, werde ich ja irgendwann hierher zurückkommen, sobald ich den österreichischen Jakobsweg zur Gänze hinter mich gebracht habe ...

Brunnen im Klosterhof

Dienstag, 16. August 2016

Österreichischer Jakobsweg Wolfsthal - Wien - Göttweig: Ein Resümee

Die offiziellen Wegweiser mit der Jakobsmuschel

Dass der Österreichische Jakobsweg landschaftlich mindestens genauso schön und womöglich noch abwechslungsreicher ist, als der spanische Camino Francés, wird sicher niemand in Abrede stellen können oder wollen: Die Donau mit dem Nationalpark Donauauen, historische Städte und idyllische, gepflegte Dörfer, die wunderschöne Wachau, weiter westlich dann die Alpen ... einzigartige Landschaften - und das zu jeder Jahreszeit.

Nationalpark Donauauen
 
Dennoch ist das Pilgern hier in Österreich - soweit ich es nach 400 km auf dem spanischen und ca. 150 km auf dem österreichischen Jakobsweg beurteilen kann - völlig anders. Der Hauptgrund dafür: Du pilgerst praktisch allein.


Oft kilometerweit nur Natur


Außer ein paar (aber wirklich nur ein paar) Radfahrern habe ich auf dieser nun doch schon recht langen Strecke keine anderen Wanderer und schon gar keine Pilgerinnen oder Pilger getroffen. Daran muss man sich - wenn man erlebt hat, wie es in Spanien zugeht - wirklich erst gewöhnen.

Geöffnet und eine "Selbstbedienungs-Stempelstelle" (Purkersdorf)

Auch Stempelsammeln fällt mehr oder weniger weg. Vor allem östlich von Wien waren fast alle Kirchen geschlossen und überall zu läuten oder wegen eines Stempels für meinen Pilgerpass herumzufragen, war mir dann doch zu mühsam. So wie in Spanien, wo man in jeder Bar am Wegesrand einen Stempel bekommen kann, ist es bei uns nicht. Bars gibt es auch kaum, jedenfalls weniger ;-)  ...

Vorbildlich: Wildungsmauer


Manche Gemeinden sind sehr engagiert, was das Pilgern betrifft, hier gibt es Trinkbrunnen, Infotafeln, der Weg ist gut beschildert, in anderen findet man kaum einen Wegweiser und es ist mühsam, sich zu orientieren. Zusammenfassend könnte man sagen, dass es einige Teilstrecken gibt, die sich gut organisiert haben, es fehlt aber irgendwie noch eine gemeinsame Identität der auf dem Pilgerweg gelegenen Gemeinden, Pfarren und Beherbergungsbetriebe wie in Spanien.

Was ich mir als Pilgerin wünschen würde:

  • Einen Trinkwasserbrunnen (der auch als solcher gekennzeichnet ist) in jedem Ort
Jakobsbrunnen in Siegersdorf
  • Eine gelbe Markierung (zur Not reicht auch ein wenig gelbe Farbe oder das gelbe Klebeband, das in manchen Gemeinden verwendet wird) am Ortsanfang und vor allem am Ortsende (denn oft kommt man von der eigentlichen Strecke ab, weil man zB eine Kirche besichtigen oder etwas essen gehen möchte, und findet dann nur mehr schwer auf die Ausgangsroute zurück)

Wenig Aufwand - große Wirkung: Danke!
  • Einen Hinweis auf den Infotafeln, wo man einen Stempel für den Pilgerpass bekommen kann, ob, wann und wo eine Pilgermesse stattfindet sowie
Toll! Detaillierte Pilgerinfos in Maria Ellend
  • Hinweise auf pilgerfreundliche Unterkünfte, Pilgerherbergen etc. denn sonst wird es in Österreich echt teuer!

Was ich mich jetzt schon/noch frage, ist:
  • wie ich es in Zukunft mit dem Wäschewaschen machen werde, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass österreichische Pensionen oder Hotels so auf die Bedürfnisse von Pilgern eingestellt sind, wie das in Spanien der Fall ist. Da ich die Strecke von Wolfsthal nach Göttweig in Form von Tagesausflügen von Wien aus hinter mich gebracht habe, war das bisher noch kein Thema, wird es aber bald werden, denn langsam wird die An- und Rückreise mühsam (und auch teuer)
  • wie es mit WLAN, Selbstversorgung und - im Gebirge - notfalls mit dem Gepäckstransport aussieht
Wolfsthal - Göttweig: Tagesausflüge von Wien mit Bahn und Bus


Da ich denke, dass hier auch Personen mitlesen, die selbst schon diesen Weg - oder Teile davon - gepilgert sind, wäre ich für jeden Hinweis dankbar! Inzwischen herzliche Pilgergrüße und Buen camino!






Montag, 15. August 2016

Österreichischer Jakobsweg: Herzogenburg - Göttweig-Furth (14,5 km)

Altes Bürgerhaus, Kremser Straße in Herzogenburg

Für mich der bisher schönste Abschnitt: Der sehr gut beschilderte Weg führt durch Weingärten, Felder und Wiesen, vorbei an Bildstöcken, Kapellen, Weingütern und Schlössern bis zum imposanten Stift Göttweig. Dazwischen gibt es immer wieder Rastplätze, Brunnen und Info-Tafeln (in Paudorf sogar mit einem Stempel). Hier fühlte ich mich als Pilgerin auf dem Österreichischen Jakobsweg zum ersten Mal richtig "angekommen"...

Friedhof Herzogenburg

Von der Stiftskirche in Herzogenburg ging es die Kremser Straße entlang bis zum Friedhof und dann immer weiter geradeaus auf dem Weinrieden Wanderweg hinaus aus der Stadt nach Wielandsthal. Hier befindet sich das Stiftsweingut aka Weingut Schelling (der Name ist kein Zufall ...)

Bald ist es Zeit für die Weinlese ...
Weingut Schelling in Wielandsthal

Entlang der Weingärten führte mich der Weg stetig leicht bergauf zum Ederdinger Kreuz, wo ich eine erste kurze Rast einlegte, und auf den Gerichtsberg (hier stand, so heißt es, im Mittelalter der Galgen). Kurz vor Walpersdorf, einem Ortsteil von Inzersdorf an der Traisen, biegt dann der "Jakobsweg" links ab und man gelangt direkt zum wunderschönen Renaissanceschloss Walpersdorf, welches jedoch leider geschlossen war.

Schloss Walpersdorf
Emmausgemeinschaft in Walpersdorf

Zwischen Feldern und Wiesen geht es weiter bergauf nach Inzersdorf-Getzersdorf, eine idyllische Weinbaugemeinde mit alten Kellern und Heurigenschenken entlang des Wegs, bis zur höchsten Stelle dieses Abschnitts: Maria Ellend.

Schattiger Rastplatz bei Inzersdorf
Maisfelder entlang des Weges
Kapelle Maria Ellend

Noch eine letzte Kurve und dann folgte die Belohnung für den (allerdings relativ harmlosen) Anstieg - ein herrlicher Blick auf das Stift Göttweig.

Blick vom Gasthaus "Zur schönen Aussicht" auf das Stift Göttweig

Auch das Wetter hier oben war ideal: Ein kühlender Wind aus dem Donautal fegte die vorher doch ziemlich drückende Schwüle hinweg, und von nun an ging es nur mehr bergab, durch Höbenbach und Paudorf nach Furth.

Das "Gegenkreuz" in Hobenbach
Pilgerrastplatz in Paudorf (im Holzkasten ist ein Stempel samt Stempelkissen)


Der Weg führt nun am Fuß Göttweiger Berges, auf dem sich das Stift Göttweig befindet, parallel zur Kremserstraße (L100) vobei durch einen ziemlich finsteren Wald. Da er ziemlich verwachsen ist, vermute ich, dass er auch relativ wenig begangen wird. Das war für mich der unangenehmste Teil dieses Abschnitts, und ich war froh, als der Hohlweg endete und ich in Furth angekommen war.

Stift Göttweig

Das Stift habe ich nicht besucht, da ich erst vor einigen Jahren im Rahmen eines Seminars eine ausgiebige Führung mitgemacht habe.

Hohlweg nach Furth
St. Wolfgangs-Kirche in Furth

Furth ist das Ende der Etappe Purkersdorf-Göttweig und bald geht es weiter in Richtung Melk.

Samstag, 13. August 2016

Österreichischer Jakobsweg: Würmla - Herzogenburg (ca.18,5 km)

Kreuz am Ortsende von Würmla

Als ich heute ziemlich früh von Würmla aus in Richtung Herzogenburg aufbrach, fragte ich mich, ob das Wetter wohl aushalten würde, denn in Wien hatte es auf dem Weg zum Hauptbahnhof noch ein wenig getröpfelt. Doch es wurde ein recht angenehmer Tag mit beinahe idealem Pilgerwetter.

Die alten ...
und die neuen Wegweiser

Am Ortsende von Würmla entdeckte ich auch noch die alten Holzwegweiser mit der Jakobsmuschel, die neben den neuen gelben Pfeilen ebenfalls beibehalten wurden. Von hier ging es zunächst ein Stück die Gott sei Dank wenig befahrende Landstraße entlang in Richtung Diendorf.

Unterführung kurz vor Diendorf

Bei der Unterführung hatte ich leider ein sehr ungutes Erlebnis: Ein Mann in einem weißen Kombi kam mir auf der menschenleeren Straße entgegen. Als er mich sah, hielt er sein Auto an, kurbelte das Fenster herunter und winkte mir auf eine unangenehm schleimige Art zu. Ich ging unbeirrt weiter, nahm aber mein Handy heraus, als er plötzlich seinen großen schwarzen Hund aus dem Auto ließ (er selbst blieb drinnen sitzen), der mich sofort laut anzubellen begann. Auf eine weitere blöde Bemerkung des "Spaßvogels" antwortete ich ihm recht barsch, so startete er dann endlich sein Auto wieder, ließ aber den Hund direkt an mir vorbei daneben herlaufen.

Sehr einsam: Abschnitt Würmla-Herzogenburg

Der Weg ist wirklich sehr einsam und verläuft zunächst kilometerlang zwischen Feldern und später zwischen hohen Maisstauden auf der einen Seite und dem Wald auf der anderen Seite, ohne dass man einer Menschenseele begegnet (Pilger habe ich seit Wolfsthal überhaupt noch keine getroffen).

Jakobsbrunnen in Diendorf


Dazwischen gibt es hin und wieder eine Ortschaft, und ich war jedes Mal froh, als ich in der Ferne die Dächer der Häuser erblickte, denn auch mich hat das traurige Schicksal der amerikanischen Pilgerin Denise Thiem im vergangenen Jahr wohl nachhaltig geprägt.

Langmannersdorf

Jakobsbrunnen in Langmannersdorf

Kurz nach Langmannersdorf kam ich schließlich zu einer unbeschilderten Abzweigung und zog mein Handy zu Rate: Der Weg auf der rechten Seite, sollte ca. 2 Stunden quer durch den Wald nach Herzogenburg führen, und daher entschloss ich mich klarerweise für den anderen, der mich durch die Ortschaften Unter-, Mitter- und Oberkilling zum geographischen Mittelpunkt von Niederösterreich brachte.

Blick auf Killing und Kapelln

NÖ-Mittelpunkt (Kapelln)

Die letzten 5 km von Etzersdorf nach Herzogenburg musste ich leider entlang der ziemlich stark befahrenen L110 im Straßengraben gehen. Hier traf ich auch wieder auf einen gelben Pfeil, der mich von der Landstraße weg auf einen Feldweg nach St. Andrä an der Traisen locken wollte, doch ich war schon recht müde und hatte wenig Lust auf einen Umweg. 

Sonnenblumenfeld kurz vor Herzogenburg

Daher ging ich auch noch das letzte Stück - an abblühenden Sonnenblumenfeldern vorbei, später durch ein stark zubetoniertes Industriegebiet und schließlich über eine Brücke über die Traisen, auf der sich eine Statue des hl. Nepomuk befindet - bis in das schöne historische Zentrum von Herzogenburg.

Brücke über die Traisen 

Stiftskirche Herzogenburg

Die Etappe Purkersdorf - Göttweig habe ich nun beinahe geschafft, und in einem Monat geht es für mich ja auf dem spanischen Jakobsweg weiter. Irgendwie vermisse ich hier in Österreich andere Pilger, das freundliche "Buen camino" und die fröhliche Gemeinschaft Gleichgesinnter auf dem Camino Francés...