Mittwoch, 30. September 2015

Albergue Santiago Apostol, Logroño - Erfahrungsbericht

Der Marsch von Sansol über Viana nach Logroño hatte es ziemlich in sich gehabt - vor allem auf den letzten Kilometern wurde es sehr heiß - und so sehnte ich mich, nachdem ich in der Stadt angekommen war, nur nach einem Bett zum Ausruhen ...

Vorreserviert hatte ich so wie meistens nichts, denn 1. hatte ich gar nicht vorgehabt, so weit zu laufen und 2. mit der Unterkunft (bis auf Los Arcos) bisher immer Glück gehabt.


Albergue Santiago Apostol, Logroño

Ich schleppte mich also noch die letzten Meter über die Ebro-Brücke und war froh, als ich gleich wenige Schritte danach eine Herberge entdeckte und in Anbetracht der relativ späten Stunde und der vielen Menschen in der Stadt, wo in dieser Woche gerade das Fest der Weinlese "San Mateo" gefeiert wurde, ein Bett bekam.


Albergue Santiago Apostol, Logrono

Dass ich oben auf einem Stockbett schlafen würde müssen, hatte ich irgendwie nie in Erwägung gezogen (jetzt habe ich daraus gelernt und in den folgenden Hostels auch immer danach gefragt), dass die Leiter am Bett oben noch eine Art Bügel hatte, den es zu überwinden galt, bevor man hinauf- bzw. hinunterklettern konnte, war (nicht nur) für mich ein ziemlich unangenehmes Hindernis und dass auf der anderen Seite - das Bett stand frei im Raum - überhaupt keine Sicherung angebracht war, machte mir ziemlich große Angst ... Geschlafen habe ich jedenfalls in dieser Nacht nicht viel.

Hier kurz gefasst mein Gesamteindruck über die Albergue Santiago Apostol:

Pluspunkte:
Sehr gute, zentrale Lage in der Ruavieja, keine 5 Minuten zum Dom
Moderne Inneneinrichtung, die Herberge wurde erst 2013 eröffnet
Kochgelegenheit, WLAN, Einstellmöglichkeit für Fahrräder

Weniger gut:
Stockbetten (siehe oben) stehen größtenteils frei im Raum, ohne Sicherheitsbügel auf einer Seite
Keine Einwegüberzüge vorhanden, Matratze und Kopfpolster haben abwaschbare Plastiküberzüge, Schlafsack daher unbedingt notwendig
Keine Steckdosen direkt beim Bett, man kann sein Handy in den schwarzen Schließfächern an der Wand (siehe Foto) aufladen
Keine Ablagemöglichkeiten
Eher ungemütliches Massenquartier

So gesehen - und im Vergleich zu den anderen Herbergen, in denen ich bisher übernachtet habe - ist die Unterkunft mit 10 €/Nacht sicherlich überteuert. Die meisten Fotos auf der Website dieses Albergue turistico zeigen die - ebenfalls vorhandenen - Privatzimmer.

Es lohnt sich daher meiner Erfahrung nach, sich in Logroño doch ein wenig umzusehen, wo man schlafen will. Auf der Rückfahrt kam ich z.B. um nur 2 € mehr in der sehr netten, familiären Albergue Albas unter und auch von anderen PilgerInnen habe ich gehört, dass es weitaus bessere Unterkunftsmöglichkeiten gibt.

... und weiter geht's

Wundeschöne Erinnerungen


Voraussichtlich Mitte April 2016 möchte ich meinen Camino fortsetzen und von Nájera (derzeit habe ich 8 Etappen hinter mir) über Santo Domingo, Belorado und San Juan in Richtung Burgos aufbrechen.

Meine Grobplanung sieht derzeit so aus:

Flug Wien - Bilbao (geht morgens gegen 06:30 und landet nach einem Zwischenstopp in Madrid gegen 11:00)
Dann mit dem Bus oder Zug weiter nach Logrono --> 1. Nächtigung (z.B. im Albergue Albas)

2. Tag: Bus Metropolitano von Logrono nach Nájera und dann geht es wieder los ...

Für mich ideal: Der kleine Reiseführer von Michelin

Wie die letzten beiden Male möchte ich mich bezüglich der weiteren Tagesetappen nicht im Vofeld festlegen, sondern mich dabei größtenteils auf mein Bauchgefühl verlassen, das mich bisher nicht enttäuscht hat: Ich hatte bei den letzten beiden Wanderungen keine einzige Blase, mein Knie (im Februar dieses Jahres konnte ich kaum gehen!) verhielt sich völlig normal, als wäre nie etwas gewesen und auch sonst fühlte ich mich völlig fit, unternehmungslustig und gut gelaunt.

Beim nächsten Mal vielleicht mit diesem kleineren Rucksack?

Das Ziel, das ich diesmal anstrebe, ist Burgos (vielleicht mit einem Tag Aufenthalt zur Stadtbesichtigung), möglicherweise eine oder zwei Etappen mehr, das wird sich vor Ort zeigen.

Fix ist, dass es (und da lasse ich mich auf kein Risiko ein) von Burgos mit dem Bus wieder zurück nach Bilbao (hier könnte ich mir ebenfalls einen zusätzlichen Tag zur Stadtbesichtigung vorstellen) und von dort mit dem Flieger zurück nach Wien gehen wird.

Bin zwar erst vor 2 Tagen zurückgekommen, freue mich aber jetzt schon auf die Fortsetzung! Allen, die gerade unterwegs sind, ein herzliches "Buen camino!"

Dienstag, 29. September 2015

Tag 11 und 12: Barcelona

La Barceloneta

Einer der großen Pluspunkte von Barcelona ist natürlich seine Lage am Meer. Das macht die katalanische Metropole - zusammen mit dem kulturellen, kulinarischen und Lifestyle-Angebot - unschlagbar.


La Barceloneta

Ich war in diesem Jahr bislang noch nicht am Meer und so führte mich mein erster Weg an meinem 2. Tag in Barcelona direkt an den Strand nach Barceloneta (Bus Nr. 59, direkt gegenüber vom Free Hostel).

Auch die vielen schönen Parkanlagen, insbesondere der Parque Joan Miró sind beeindruckend und laden zum Entspannen ein.

Parque Joan Miró


Skulptur Mujer y Pájaro von Joan Miró

Ursprünglich hatte ich geplant, vom Hafen aus mit der Seilbahn nach Montjuïc zu fahren, die ewig lange Menschenschlange vor den Kassenschaltern hielt mich dann jedoch davon ab.

Port Vell - Eingang zur Seilbahn

So suchte ich nach einer Alternative - es gibt zwei: Den Bus Nr. 150, zum Beispiel von der Plaza Espanya aus, oder eine kleine Wanderung zu Fuß auf den 170 m hohen Hausberg von Barcelona, wofür ich mich letzendlich entschied.

Bick von Montjuïc über Barcelona

Die  vielen Stiegen hinauf zum Museu National d'Art de Catalunya mögen zunächst abschreckend wirken, parallel dazu führen jedoch bequeme Rolltreppen hinauf auf den Berg.

Hotel Catalunya Plaza Barcelona, Plaza de Espanya

Was ich auch sehr liebe, ist eine Kombination von antiker bzw. historischer und moderner Architektur. Wer das so sieht wie ich, kommt in Barcelona ebenfalls voll auf seine Kosten.

Parque de la España Industrial, gleich hinter der Estació Sants

Porta Ferrissa-Brunnen, La Rambla


Ich könnte an dieser Stelle noch stundenlang über Barcelona erzählen, 3 Tage sind jedenfalls für diese Stadt eindeutig  viel zu kurz und reichen höchstens aus, um sich einen ziemlich oberflächlichen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich nochmals hinfahren werde: Die Menschenmassen, insbesondere auf den Ramblas, aber auch auf den Stränden und vor den Sehenswürdigkeiten waren mir - möglicherweise auch, weil ich aus der relativen Abgeschiedenheit des Jakobswegs dorthin kam - etwas zu viel. Aber man soll ja niemals "nie" sagen ...


Noch ein Abschiedsblick von Montjuic auf Barcelona

Montag, 28. September 2015

Packliste - Update Nr. 2

Wie viele andere auch, habe ich im Laufe meiner 2. Camino-Erfahrung neue Erkenntnisse gewonnen, die sich auch auf meine Packliste für den 3. Start im kommenden Frühjahr auswirken werden.

Kurz zusammengefasst: Weniger Technik, mehr Sicherheit, kein überflüssiger Kleinkram!

PACKLISTE, die 3.

Rucksack 40 Liter inkl. Regenhülle
leichter Schlafsack
aufblasbares Kopfkissen
Trekkingstöcke
Bauchtasche
zusammenfaltbarer Minirucksack für Einkauf und Sightseeing
Beutel in verschiedenen Farben (Packsystem), Sack für Schmutzwäsche

Regenjacke
Fleecejacke
3 x Wandersocken
3 Funktionsshirts
1 dünne Bluse (auch als Jäckchen verwendbar)
3 Slips
3 BHs
Langarmpulli oder Sweatshirt
Trekkinghose + eine zweite bequeme Hose
Leggings
Kopfbedeckung (Sonnenschutz)
Wanderschuhe
Trekking-Sandalen
Crocs

Toilette-Tasche zum Aufhängen (muss möglicherweise gar nicht sein, Plastiktüte mit Zipper wäre genauso gut, aber um einiges leichter)
Shampoo, Duschgel, Cremes (Proben)
Zahnpasta, Zahnbürste
Handtuch + Badetuch
Magnesium etc.
Pflaster, Blasenpflaster (habe ich bisher nicht gebraucht, kann man notfalls vor Ort kaufen)
5 große Sicherheitsnadeln, Nähset
Sonnencreme
Hirschtalgcreme
Medikamente
Papiertaschentücher
Haarspange, Haargummi
Schere, Feile, Kamm, Bürste, etc.

Smartphone mit Ladekabel und Power Bank
Stirnlampe
3er Adapter
Fotoapparat mit Ladegerät
Netbook ohne Akku

Schweizer Messer, Campinglöffel/-gabel
Campingbecher
Minimax von Tupperware

Geldbörse, Kreditkarte
eCard
Reisepass
Klarsichthülle mit Reiseunterlagen
Pilgerpass
Reiseführer Michelin
Ausdrucke meiner Etappenplanung
Kugelschreiber
Brille + Sonnenbrille 


Ich hatte ja bereits oben erwähnt, dass ich bei der Technik stark reduzieren möchte, bzw. hoffe, in der Zwischenzeit genug Geld zu haben, um mein altes iPhone4, das bekannterweise für die Qualität seiner Fotos nicht berühmt ist, durch ein anderes Smartphone mit besserer Auflösung zu ersetzen. Toll wäre es auch, wenn das alte Netbook in der Zwischenzeit einem qualitativ hochwertigen (und robusten!) Tablet Platz machen würde - vielleicht liest das Christkind ja hier mit??? ;-)

Als sehr praktisch hat sich der Alu-Becher erwiesen. Er darf daher - ebenso wie der aufblasbare Polster - wieder mit. Und dazu kam nach meinem doch recht unheimlichen Abstieg von Ventosa nach Nájera in tiefster Finsternis eine Stirnlampe, die ich mit gleich anschließend bei Decathlon in Barcelona zugelegt habe.

Auch auf den kleinen handlichen Reiseführer von Michelin, der alles beinhaltet, was mir wichtig ist, insbesondere eine schematische Darstellung der Höhenunterschiede und Distanzen, möchte ich nicht mehr verzichten. Detailliertere Reiseführer liegen in vielen Herbergen auf und man kann sich abends darin über die folgende Etappe schlau machen. 

Der Hüttenschlafsack, den ich schon bei meiner ersten Reise nur ein einziges Mal verwendet habe, kann auch ruhig zu Hause bleiben, mein "normaler" Schlafsack erwies sich sowohl im April, als auch jetzt im September als ideal. Notfalls gibt es in allen Herbergen zusätzliche Decken. Ich zog in kühleren Nächten einfach meine Leggings und das langärmelige Sweatshirt als Pyjama an.

Und der Rucksack mit seinen 1700 g Eigengewicht wird wohl ebenfalls einem anderen Modell weichen ... bei einem Inhalt von 5 - 6 kg sollte es eigentlich auch jeder Billig-Rucksack tun...?!

Tag 10: Logroño - Barcelona

Nach einer ruhigen und angenehmen Nacht im Albergue Albas hieß es nun vom Camino Abschied nehmen. Ich packte meine Siebensachen und marschierte über die Calle Colón zu Fuß zum Bahnhof (Estacion Renfe), den ich in etwa 20 Minuten erreichte - ein ganz neues, modernes Gebäude, sauber und gepflegt.

Von dort ging es mit dem Schnellzug "Alvia" in etwa 4,5 Stunden nach Barcelona (Estació Sants). Ich hatte bereits vor meiner Abreise ein Bett für 2 Nächte im Free Hostel gebucht, auch dieses war zu Fuß über die Avenida de Josep Tarradellas bequem zu erreichen.

Das Hostel liegt mit 30 € pro Nacht für eine Schlafkoje im 4er-Zimmer zwar deutlich über den auf dem Camino üblichen Preisen, der Komfort, den man hier geboten bekommt, die Freundlichkeit des Personals und die Möglichkeit, sich auch nach dem Auschecken am Abreisetag dort aufzuhalten und alle Einrichtungen zu nützen, machen diesen allerdings auf jeden Wall wett.

Las Arenas

Es war jetzt früher Nachmittag und somit Zeit für einen ersten Stadtspaziergang, der mich zur ehemaligen Stierkampfarena - jetzt ein Einkaufszentrum - und anschließend in den Hafen (Port Vell) und an die Rambla del Mar führte.

Rambla del Mar, Barcelona
Rambla del Mar

Schließlich geriet ich noch - oder besser: wieder einmal - in ein Volksfest (La Mercè), verlor ein wenig die Orientierung und landete schließlich totmüde wieder im Hostel. Ich hatte aber noch 2 weitere Tage für die Besichtigung von Barcelona vor mir ...



La Mercè 2015, Umzug Pl. Catalunya














Sonntag, 27. September 2015

Tag 9: Ventosa - Nájera - Logroño

Ich verließ keine 5 Minuten nach den anderen die Herberge, dennoch - es war 7 Uhr und stockfinster - waren sie irgendwie von der Dunkelheit verschluckt und das war einer der Momente, in denen ich doch ein wenig richtig Angst bekam.

Meine Power Bank für das Smartphone verfügt zwar über eine Taschenlampenfunktion, doch weit reichte das Licht bei der Dunkelheit nicht und so verlief ich mich und folgte - wie sich später herausstellen sollte - dem Radweg anstatt des Caminos und landete nach mehreren Kilometern über Stock und Stein und einem ziemlich großen Umweg schließlich in der Ortschaft Huércanos.


Als es gegen 8 Uhr etwas heller wurde, fühlte ich mir zwar wohler, dennoch war aber weit und breit keine Menschenseele zu sehen, und erst kurz bevor ich Huércanos erreichte, kamen mir vereinzelte Traktoren auf dem Weg in die Weingärten entgegen, was für mich als Frau allein unterwegs auch nicht gerade ermutigend war ...

Weingärten zwischen Ventosa und Huércanos



Gott sei Dank traf ich irgendwann auf eine Joggerin, die mir den Weg nach Nájera zeigte und gegen 9:00 Uhr traf ich dann dort - seltsamerweise praktisch zeitgleich - mit den Pilgern, die vor mir die Herberge verlassen hatten in der Cultubar am Ortsrand von Nájera wieder zusammen, wo auch sie sich ihr Frühstück schmecken ließen ...

Cultubar Nájera
  Standardfrühstück auf dem Camino ...

Damit war nun für diesmal das vorläufige Ende meines Caminos erreicht und ich musste an den Rückweg denken. Die Kellnerin beschrieb mir den Weg zur nächsten Bushaltestelle und von dort ging es wieder mit der Linea Metropolitana zurück nach Logroño.

Jetzt war ich klüger, als bei meinem ersten dortigen Aufenthalt und hatte mir im Voraus ein Bett in einer Herberge mit besseren Bewertungen, der Albergue Albas reserviert. Die Alberghiera Blanka nahm mich sehr freundlich auf und verwöhnte ihre Gäste sogar mit Süßigkeiten.



Das San Mateo-Fest war zwar noch immer voll in Gang, doch heute war es eher ein Tag der Familien und Kinder und somit verlief alles in normalem Rahmen.


Auch ich verkostete zu Mittag bei den Ständen am Hauptplatz regionale Spezialitäten und besuchte in Ruhe die Kirche Santiago el Real und die dahinter gelegene Plaza de Santiago (wegen des dort befindlichen in den Boden eingelassenen überlebensgroßen Würfelspiels - auf Spanisch: "juego de la oca" -  mit den diversen Pfarren auf dem Camino Francés im Volksmund auch "Plaza de la Oca" genannt).

Iglesia de Santiago el Real

Plaza de la Oca

Am kommenden Morgen würde es dann mit dem Schnellzug zurück nach Barcelona und zwei Tage später von dort aus mit dem Flieger wieder nach Hause gehen... Hasta la vista, camino! Doch die Fortsetzung ist bereits geplant ...

Tag 8: Navarrete - Cenicero - Ventosa

In der Provinz Rioja verläuft der Jakobsweg teilweise entlang der sogenannten "Ruta del Vino" und ich hatte schon vor meiner Abreise einem lieben Freund versprochen, für ihn in Cenicero, der Heimat des berühmten "Marqués de Cáceres" vorbeizuschauen.

Der kleine Ort Cenicero gehört wie Navarrete und Nájera zu den Vororten von Logroño und ist daher auch mit dem "Metropolitano" (eine Buslinie, welche die Ortschaften im Umkreis verbindet) rasch und bequem erreichbar.


 Ich fuhr also gegen 8 Uhr Morgens von Navarrete nach Cenicero, wo ich gegen 08:30 ankam.

Altstadt von Ceniceero
Puente/Brücke von Cenicero

Die Kleinstadt mit etwas mehr als 2000 Einwohnern am Rio Ebro lebt praktisch vom Wein und als ich hinkam, war die Weinlese voll im Gange: Mit blauen Trauben hoch beladene Traktoren, Hochbetrieb in den Winzergenossenschaften und überall der unverkennbare Geruch von Weinkellereien ...

Monumento a la vendimia/Weinlese-Denkmal

Wie versprochen erledigte ich meinen Auftrag in den luxuriösen Botegas Marqués de Cáceres
und fuhr anschließend wieder zurück nach Navarrete.


Botegas Marqués de Cáceres, Cenicero
Schauraum der Vinothek der Botegas Marqués de Cáceres

Es war nun etwa 10:30 und ich beschloss, von Navarrete nach Ventosa weiterzuwandern, wo ich kurz nach Mittag ankam.

Albergue San Saturnino

Die private Albergue de peregrinos San Saturnino gehört mit einem Preis von 10 € pro Bett nicht zu den billigsten Unterkünften, das wunderschöne, liebevoll gestaltete Ambiente ist jedoch jeden Cent - und den Umweg nach Ventosa, das viele auf dem Weg nach Nájera links liegen lassen - auf jeden Fall wert.


Innenhof der Herberge San Saturnino

Hier konnte ich wieder einmal meine Wäsche in der Maschine waschen, kaufte ein paar Lebensmittel im "Tante Emma-Laden" im Erdgeschoß des Hauses ein und bereitete mir wieder einmal ein feines warmes Abendessen zu.

Aufenthaltsraum
Den Rest des Abends verbrachte ich dann im Aufenthaltsraum lesend, bei klassischer Musik und Kerzenschein und dem Duft von Räucherstäbchen... Was für ein wunderbarer, erfüllter Tag!


"Friede denen, die ankommen, Gesundheit denen, die hier wohnen, Glück denen, die auf dem Camino unterwegs sind ..."



Tag 7: Logroño - Navarrete: Ultreja!


In Logrono hielt mich wirklich nichts: Der Lärm, der Schmutz, die ungemütliche Unterkunft, das alles machte es mir leicht, sehr früh am Morgen in Richtung Navarrete aufzubrechen.


Nachdem man endlich aus der Stadt draußen ist, geht es durch eine Unterführung, den Túnel del Camino, auf der der Jakobsweg und seine Pilger von Künstlern bildlich dargestellt wurden, immer den gelben Pfeilen nach in den 450 Hektar großen, wunderschönen Naturpark von La Grajera.

 

Inmitten des Parks liegt ein großer künstlicher Stausee (Embalse de La Grajera), und nachdem ich langsam hungrig geworden war und die Schutzhütte bereits geöffnet hatte, kehrte ich hier zum Frühstück ein.


So gestärkt war es dann auch keine Hexerei mehr, den Anstieg nach Navarrete zu bezwingen ;-)

Alto de la Grajera

Der Camino verlief nun zunächst über eine Anhöhe (Alto de la Grajera) mit einem großen eisenen Gipfelkreuz und anschließend ein Stück entlang der Autobahn.

Von Pilgern in den Zaun entlang der Autobahn geflochtene Kreuze

Das letzte Stück des Weges führte an den Ruinen des alten Pilgerspitals "San Juan de Acre" vorbei, dann ging es nochmals steil bergauf in die Ortschaft Navarrete, wo es mir so gut gefiel, dass ich beschloss, den Rest des Tages und die Nacht hier zu bleiben ...

Ruinen des alten Pilgerhospitals San Juan de Acre

Die Pilgerherberge hatte noch nicht offen und so verbrachte ich die Wartezeit bis 13:30 Uhr an einem schattigen Plätzchen auf der Terrasse des Restaurante Bar Deportivo.

Restaurante Bar Deportivo

Die vom Verein der Freunde des Jakobswegs von La Rioja verwaltete städtische Pilgerherberge in einem wunderschönen historischen Gebäude war eine sehr positive Überraschung und ich habe mich hier sofort heimisch gefühlt. Die beiden sehr netten französischen Alberghieras Mitte 70, die - wie sie mir erzählten - als Freiwillige hier 14 Tage ihren Dienst verrichteten, trugen das Ihre dazu bei. 

Albergue municipal de peregrinos

Nachdem ich die Altstadt mit der von außen eher unscheinbaren, aber innen reich verzierten Iglesia de Santa María de la Asunción und das Keramikmuseum besichtigt hatte, kaufte ich im Supermarkt gleich gegenüber der Herberge für das Abendessen ein und bereitete mir zum ersten Mal auf diesem Camino ein warmes Nachtmahl zu. 

Iglesia de Santa María de la Asunción

So ging einer der schönsten Tage auf dieser Strecke langsam zu Ende ...
 
Stadtbrunnen vor der Kirche


Tag 6: Sansol - Logroño

Ausgiebiges Frühstück in der "Casita Lucia" gleich bei Ermita del Poyo

Auf diesem Camino habe ich es mir angewöhnt, ohne Frühstück loszumarschieren und mich dann, nach einigen Kilometern, unterwegs zu stärken.


Der Weg nach Viana war lang und auch landschaftlich teilweise nicht besonders schön.

Ayuntamiento de Viana

Doch das Städtchen Viana (sie sprechen es "Vienna" aus) hat an Architektur und Kunst einiges zu bieten. Die Aussicht von dem wunderschönen Park hinter der Kirche San Pedro (man sieht bis nach Logroño) ist ein Traum. Ich legte mich ein wenig auf eine Bank, um ein paar Sonnenstrahlen zu genießen, denn der Wind hier oben war doch recht kalt.

Grandiose Aussicht von den Stadtmauern von Viana auf Logroño

Iglesia de san Pedro - Innenansicht
Einen Moment lang überlegte ich, hier in der Albergue de peregrinos municipal Andrés Muñoz zu bleiben, doch diese war noch geschlossen. Da ich noch nicht müde war, beschloss ich daher, nach Logroño weiterzulaufen.

Ermita Virgen de las Cuevas

Ich war - es war ja Sonntag - nicht die einzige, die auf dem wunderschönen Wanderweg durch die Weingärten unterwegs war. Der Picknickplatz bei der kleinen Kirche Ermita Virgen de las Cuevas dürfte auch für einheimische Familien ein beliebtes Ausflugsziel sein, es wurde immer wärmer und ich habe den Nachmittag wirklich genossen.

Schließlich gelangte ich kurz vor Logroño aus Navarra in die Provinz "Rioja".


Hier in der Ebene herrschte brütende Hitze und ich war froh als ich nach vielen Kilometern ohne die Möglichkeit, etwas Erfrischendes zu mir zu nehmen, endlich den Stand von "Doña Felisa" erreichte, wo ich eine Flasche schön gekühltes Mineralwasser einen Stempel in meinen Pilgerpass bekam.

Stand von Doña Felisa kurz vor Logrono

Logroño - Hauptstadt von Rioja

So gestärkt schaffte ich die letzten Kilometer bis ins Stadtzentrum auch noch. Es ging durch eine schöne, weitläufige Parkanlage bis zum Ebro und anschließend über eine Brücke in die Altstadt.

Gleich rechts, in der Ruavieja, sah ich eine Pilgerherberge, die Albergue Santiago Apostol.
Ich war totmüde und völlig geschafft und so war ich froh, dass ich noch ein freies Bett bekam.

Wein-Erntedankfest "San Mateo"

Von anderen PilgerInnen hatte ich zwar gehört, dass hier ein Fest sein sollte, doch was das in der Tat bedeutete, war mir nicht klar gewesen ... Es war die Woche von "San Mateo" und was sich an diesem Sonntag am Hauptplatz und in den Straßen der Altstadt abspielte, übertraf alles, was ich zu ähnlichen Anlässen je gesehen hatte: Hunderte - oder waren es Tausende? - Jugendliche tranken Rotwein aus 2 Liter-Cola-Flaschen, Sangria aus dem 1 Liter-Becher, schrien, grölten und trampelten sich fast nieder manche verrichteten sogar in Seitengassen ihre Notdurft und der Boden war von Glassplittern und Plastikbechern übersät ... so in etwa muss es seinerzeit bei den "Saturnalien" zugegangen sein, nach denen auch die Stierkämpfe, die zu San Mateo stattfinden, benannt sind.

Stierkämpfe in Logroño: "Tortura no es cultura" ...


Concatedral de Santa María de La Redonda

Sehr lange hielt ich es daher auf dem Hauptplatz nicht aus, aß nur eine Kleinigkeit in einem Hinterzimmer eines der weniger überfüllten Lokale und ging zurück in die Herberge, wo mir noch eine ziemlich unruhige Nacht bevorstand ...