Sonntag, 17. April 2016

Viloria - Tosantos


Im Speisesaal der Albergue Parada de Viloria

Auch die gestrige Nacht war sehr sehr kalt! Ich war so erschöpft, dass ich zum Abendessen gar nicht mehr in den Speisesaal hinunter ging. 

Was Vorjus, den Pilger aus dem Baltikum, betrifft, so wurde ihm von einer norwegischen Krankenschwester, die am frühen Nachmittag ebenfalls in der Albergue eintraf, eine starke Überbeanspruchung der Sehnen mit dem Risiko, eine Entzündung dazu zu bekommen, diagnostiziert und sie empfahl ihm, einen ruhigeren Tag - ohne Gepäck - einzuschieben, was er letztendlich auch tat.
Um 5 € ist es nämlich möglich, das Gepäck in eine Herberge voraus zu schicken, das lohnt sich bestimmt in Fällen wie diesem ...

Jedenfalls traf ich die beiden heute Vormittag nochmals auf dem Weg zwischen Belorado und Tosantos und er machte einen recht fröhlichen Eindruck.
Ein Tagespensum von durchschnittlich 28 km mit Spitzenwerten bis zu 45 km (wie er sagte) scheint offensichtlich zu viel zu sein und er war nicht der erste, dem sein Körper einen Strich durch die Rechnung machte ...

Es regnete leicht, als ich gegen halb 8 von Viloria aus aufbrach. Ich hatte gehofft, in der nächsten Ortschaft, Villamayor, ordentlich frühstücken zu können, denn das Frühstück in der Herberge (Zwieback mit Marmelade und Nutella und Pulverkaffee) war nicht berauschend gewesen, doch auch hier war um 9 noch alles geschlossen und so hieß es noch 5 km weiter marschieren bis Belorado.
Diese Stadt hat offensichtlich sehr viel an Sehenswürdigkeiten zu bieten, doch mir war erstmal nach Café con leche und frischgepresstem Orangensaft, was ich im Hotel Belorado (inklusive WLAN) auch bekam.

Kein Bier, sondern Orangensaft!

Inzwischen begann es stärker zu regnen, trotzdem machte ich mich wieder auf den Weg. Mein heutiges Tagesziel wäre Villafranca gewesen, doch ich kam mir mehr die 5 km bis Tosantos, dann schüttete es so stark, dass ich w.o. gab. 


Zum Glück ließ mich der Hospitalero der kirchlichen Herberge "San Francisco de Asis" schon vor der normalen Öffnungszeit hinein und nach einer ausführlichen Belehrung über die hiesigen Gepflogenheiten durfte ich duschen, Wäsche waschen und es mir am Boden auf einer Matratze gemütlich machen.

Casa Parroquial - Kirchliche Pilgerherberge in Tosantos

Ich war trotzdem glücklich, denn bei diesem Wetter war an weiter pilgern nicht zu denken. Der italienische Hospitalero hatte Mitgefühl, machte mir noch eine Tasse heißen, starken Kaffee und ich schlief bald darauf ein.

Etwa eineinhalb Stunden später wurde ich unsanft von einer Gruppe junger Amerikanerinnen geweckt, die ebenfalls hier Unterstand suchten und sich lautstark unter einander über dieses und jenes austauschten.

Tosantos

Hilft auch gegen Kälte: Ein gutes Gläschen Rioja ;-)

So machte ich mich auf eine kleine Erkundungstour und fand gleich neben der ziemlich verfallenen Kirche eine private Herberge samt angeschlossener Bar. Nach einem sehr leckeren Sandwich mit Hühnerbrust und Salat, Kuchen, Eis und zwei guten Gläschen Rioja sah die Welt trotz der Kälte draußen gleich viel besser aus und ich konnte auch endlich wieder per WLAN mit meinen Lieben zu Hause kommunizieren.


Treffpunkt für Pilger und Einheimische: "Los Arancones" in Tosantos

Um 18:00 Uhr wurde es Zeit, in die Küche hinunter zu gehen und gemeinsam das Abendessen vorzubereiten. Ich wurde zum Tomaten schneiden eingeteilt, ein Ehepaar aus Texas zum Kartoffel schälen, eine deutsche Pilgerin hackte Walnüsse und auf dem Herd köchelte bereits Gemüse in einem großen Wok vor sich hin. 


Daraus sollte später eine leckere Gemüsesuppe werden, dazu gab es Weißbrot mit Olivenöl, als Vorspeise Salat und als Dessert einen Apfel sowie Wasser zum Trinken.


Nach dem Abendessen fand in der hauseigenen Kapelle noch eine Andacht statt, in welcher in verschiedenen Sprachen vergangener, derzeitiger und künftiger Pilger gedacht und für ihre Anliegen gebetet wurde. Schlafenszeit war - wie immer - um 10, allerdings war der Schlafsaal dieses Mal (fast zu gut) geheizt.

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