Die Nacht zu fünft in einem Zimmer der Albergue Puente Fitero verlief ruhig, bis auf das anhaltende Hundegebell, das anfangs das Einschlafen erschwerte.
Nach einem richtiggehenden Wolkenbruch am frühen Abend befürchteten wir alle schon schlimmes für den darauffolgenden Morgen, doch das Wetter hielt Gott sei Dank bis gegen 11 Uhr durch und erst nach Boadilla begann es leicht zu nieseln. So erreichte ich Frómista in halbwegs trockenem Zustand.
Es war gegen Mittag, doch alle Herbergen waren noch geschlossen. Im Gegensatz zu den kleineren Dörfern, durch die ich in den vergangenen Tagen hindurchgekommen war und wo die Herbergen zumeist den ganzen Tag geöffnet hatten, muss man in Frómista bis 14:00 oder gar 14:30 Uhr auf Einlass warten.
Dazu hatte ich allerdings keine Lust und so fand ich nach ein wenig Suchen eine Pension (Hostal), wo ich ein Zimmer mit Fließwasser (sprich: Waschbecken) und Heizung (Bad und WC befanden sich am Gang) für mich allein zum Preis von 26 € bekam. Nicht gerade billig, aber noch akzeptabel und
dadurch, dass ich meine Wäsche hier im Waschbecken waschen und auf der Heizung trocknen konnte, sparte ich auch wieder mindestens 5 €.
Ich genoss es, als erste in der soeben geputzten Dusche das heiße Wasser auf meinen schmerzenden Muskeln zu spüren und es gab hier sogar einen Fön, ein kleiner Luxus, den ich in den vergangenen 2 Wochen entbehren hatte müssen.
In der Tat hatte ich mich bereits gewundert, dass ich mich bisher, obwohl ich meine langen Haare immer bei relativ frostigen Temperaturen an der Luft trocknen hatte müssen, noch nicht verkühlt hatte!
Unterwegs nach Boadilla |
Was ist zu der Strecke zu sagen, die ich heute hinter mich gebracht habe? Nun ja, ich fand sie ziemlich eintönig. Die ersten 8 km von Itero de la Vega bis Boadilla del Camino führten durch endlose Felder.
Es war nebelig, ich war ganz allein auf weiter Flur, und so war ich sehr froh, als nach 2 Stunden endlich die Dächer von Boadilla zu sehen waren.
Boadilla del Camino |
Der Ort erinnerte mich ein wenig an das italienische Jesolo Paese - das Dorf im Hinterland des bekannten Urlaubsorts - oder eines der anderen Dörfer in der dortigen Gegend. Nichts Besonderes, weder architektonisch noch sonst. Trotzdem blieb ich etwa eine halbe Stunde dort um zu frühstücken - auch der Kaffee war durchschnittlich - und machte mich anschließend auf den Weg nach Frómista.
Der Camino verlief weiterhin größtenteils eben, entlang des Canal de Castilla. Es begann leicht und alsbald etwas stärker zu regnen, andere Pilger holten mich unterwegs ein und Schulklassen, die offensichtlich auf einer Exkursion in dieses Naturschutzgebiet waren, kamen uns entgegen.
Ich stellte mir vor, wie es wohl sein müsste, dieses Wegstück im Sommer, bei brennender Hitze, zu laufen ... Da waren die paar Regentropfen wohl das geringere Übel!
Die Schleuse von Frómista |
Endlich nahm auch diese ziemlich öde Etappe ein Ende und vor mir lag eine recht interessante Brücke mit Schleusen, die ich nur mehr überqueren musste, um ins Stadtzentrum zu gelangen.
Zu meinem Glück stieß ich hier auch sehr rasch auf eine Bank mit einem Geldautomaten. Ich hatte mir bereits Sorgen gemacht, denn meine Bargeldvorräte neigten sich rapide ihrem Ende zu.
Dazu muss man wissen: Bezahlt wird auf dem Camino generell mit Cash, Bankomaten findet man jedoch nur in größeren Orten.
San Martín in Fromista |
Die Pilgerherberggen waren noch alle geschlossen und so musste ich auf eine kleine Pension, das Hostal Camino de Santiago ausweichen. Den Nachmittag verbrachte ich mit Wäsche waschen, einkaufen gehen und ein wenig Sightseeing, doch der Regen war mittlerweile recht stark und so kehrte ich - nachdem ich mich in einer Bar mit dem Standard-Menü Bier und Tortilla gestärkt hatte - bald wieder in die gemütliche Wärme meines Zimmers zurück.
San Telmo, Fromista |
Ich hatte auch hier noch eine Menge zu tun: Die starken Regenfälle und die dadurch verursachte erschwerte Begehbarkeit der Wege auf großen Strecken hatten meine Grobplanung für diesen meinen dritten Camino-Abschnitt ziemlich durcheinander gebracht und ich musste daher umplanen, um rechtzeitig in Leon und anschließend in Bilbao zu sein, von wo aus ich meinen Rückflug antreten würde.
Ein zweiter Pilgerpass wird fällig |
In einer Gegend, in welcher Busse oft nur 1 x wöchentlich verkehren und viele Orte über gar keine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel verfügen, gar kein so leichtes Unterfangen, doch das ist eine andere Geschichte ...
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