Immer, wenn man denkt, es kann nicht mehr schlimmer kommen, setzt das Schicksal doch noch einen drauf! Nun ja, ganz so schlimm war es nun doch nicht, aber schlimm auf jeden Fall: Der Camino ist nämlich derzeit aufgrund der starken Regenfälle während der letzten Tage praktisch unpassierbar geworden, denn der Boden nimmt einfach kein Wasser mehr auf.
Ich erwachte heute Früh positiv gestimmt, denn Wetter.com hatte für heute zwar Bewölkung, aber keine Regenfälle angezeigt. Nach dem üblichen Frühstück - Kaffee und Brötchen mit Margarine und Marmelade, heute aber sogar vom Chef des Hauses serviert - machte ich mich froh gelaunt auf dem Weg. Es war kurz vor acht und draußen nieselte es leicht, was mich aber zunächst nicht beunruhigte.
Leider wurden aus den paar Regentropfen innerhalb weniger Minuten starke Regenfälle und schon nach einigen Kilometern war ich wieder nass bis auf die Haut. Stellt euch vor, ihr steht eine halbe Stunde unter einer voll aufgedrehten Dusche, da hilft auch die beste Funktionskleidung nicht.
Ich ärgerte mich außerdem, da der Weg nicht - wie in meinem Pilgerführer beschrieben - eben, beziehungsweise bergab, sondern stetig bergauf verlief, aber mir war klar, dass es keine Alternative gab, außer durchzuhalten, denn der nächste Ort - Hontanas - war leider 11,5 km entfernt und in dieser Gegend gibt es auch keine Busverbindungen.
Also Augen zu (nein, lieber doch nicht, denn auf dem rutschigen Gelände auszugleiten hätte mir noch gerade gefehlt!) und durch! Meine Schuhe, die, als ich aufbrach, noch von gestern etwas feucht gegessen waren, waren nun völlig durchnässt, und der Regen rann mir über das Gesicht, in den Hals und unter die Kleidung.
Als sich auf dem Bergkamm schließlich noch starker Wind hinzu gesellte, hatte ich wirklich die Nase voll, doch - genauso wie alle anderen - kämpfte ich mich bis Hontanas durch. Die Vorfreude auf ein warmes Mittagessen und ein kühles Bier tat das Ihrige dazu.
Eine Pilgerin aus Bayern auf den letzten Metern vor Hontanas |
So meisterte ich die Strecke wieder in relativ kurzer Zeit, erreichte noch vor halb elf mein heutiges Etappenziel, denn an Weiterpilgern war mit der durchnässten Kleidung nicht zu denken, bekam ein Bett in einer der örtlichen Herbergen, konnte mich meiner nassen Klamotten entledigen und heiß duschen.
Albergue "El Puntido" in Hontanas |
Und jetzt ratet einmal, wie es weiterging: Nachdem ich mich gestärkt, Wäsche gewaschen und mit zu Hause telefoniert hatte, kam die Sonne heraus und derzeit - es ist kurz nach 13 Uhr - herrscht strahlend blauer Himmel!
Aussichtspunkt (Mirador) "El Puntido" |
Blauer Himmel ist wirklich ärgerlich... ;)
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