Nicht nur, dass es mit dem Bergsteigen nicht vorbei ist, sobald man den Angstgegner O Cebreiro bezwungen hat (nach Hospital do/de la Condesa geht es nämlich noch ein - zum Glück nicht allzu langes - weiteres Stück steil bergauf), sondern auch der lange, steinige Abstieg vom Alto do Poio (1337 m) nach Triacastela (665 m) waren mehr als ausreichend, um mir zu beweisen, dass diese Etappe zu den schwierigsten den gesamten Camino francés gehört.
Ich brach um 06:30 von der Herberge auf (nicht, dass ich das gewollt oder irgend einen stichhaltigen Grund dafür gehabt hätte, sondern weil ab 05:30 an kein Weiterschlafen mehr zu denken war) und wanderte durch die Finsternis - wie ich meinte - Richtung bergab. Darauf, wie steil es nach einigen Minuten nochmals bergauf gehen sollte, war ich überhaupt nicht gefasst und geriet trotz der morgendlichen Kühle ziemlich ins Schwitzen. Als ich schon eine Pause zum Luftholen einlegen wollte, sah ich zum Glück durch die Bäume oben auf der Höhe des Bergkamms, Lichter: Die Herberge "Do Puerto" mit angeschlossener (und geöffneter) Bar war im wahrsten Sinne des Wortes meine Rettung!
Albergue Bar Puerto in Alto do Poio |
Nach einem großen Café con leche, einem Glas frischem Orangensaft und einem Stück hausgemachten Blechkuchen fühlte ich mich wieder frisch und munter und setzte meinen Weg fort.
Von nun an ging es mehrere Stunden recht steil bergab und ich musste mich stark auf den Weg konzentrieren, um nicht über einen Stein zu stolpern. Die Landschaft war eher eintönig, die beiden Dörfer Fonfria und Biduedo wie ausgestorben.
Nach etwa 10 km erreichte ich Filloval. Dieser Ort könnte mit einer schönen Pension und geöffnetem Restaurant punkten. Ich setzte mich auf die Terrasse und ruhte mich ein wenig aus, um neue Kräfte für das letzte Drittel des Abstiegs zu schöpfen.
Mittlerweile stand die Sonne bereits hoch am Himmel und es war ziemlich heiß. Auch meine Knie, die ich seit über einem Jahr nicht gespürt hatte, machten sich nach und nach immer stärker bemerkbar, so dass ich mich in As Pasantes entschloss, vom steinigen Pilgerweg auf die LU-633 zu wechseln und die letzten Kilometer auf weitaus bequemerem Asphalt hinter mich zu bringen.
Als ich gegen Mittag endlich in Triacastela eintraf, war ich erschöpft, wie noch kaum zuvor. Die in einem wunderschönen Garten gelegene öffentliche Pilgerherberge war noch geschlossen, so setzte ich mich erstmal in das Restaurant O Peregrinos gleich daneben und bestellte mir ein kräftiges Mittagessen.
Die Herberge öffnete pünktlich um 13:00 und ich bekam ein Bett in einem 4-Bettzimmer zusammen mit drei anderen Pilgerinnen, einer jungen Ungarin und zwei Südafrikanerinnen meines Alters.
Etwas später, nach dem Duschen und Wäsche waschen, machte ich mich auf die Suche nach einem Supermarkt (er war gleich in der Nähe und ist ganztägig geöffnet) und anschließend einen Rundgang durch die Stadt.
Albergue de Triacastela |
Triacastela besitzt eine schöne romanische Kirche und zahlreiche Hotels, Herbergen und Lokale. Ein wirklich schönes Plätzchen inmitten der hohen Berge der Sierra do Rañadoiro.
Der Herbst hat hier bisher noch keinen Einzug gehalten: Alles ist saftig grün, in den Gärten wachsen Gemüse und Blumen und das Wetter ist ebenfalls noch hochsommerlich schön.
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