Samstag, 24. September 2016

Astorga - El Ganso: Urlaub zwischendurch



Nach den Aufregungen des gestrigen Nachmittags verlief die Nacht im komfortablen Priesterzimmer gut und ich konnte mir sogar auf dem Tablet meine spanischen Serien ansehen.
Ich wachte erst gegen halb sieben auf und verließ kurz danach die Albergue municipal.
In der Nacht hatte ich mir noch überlegt, wie ich die lästigen Brasilianer am besten loswerden könnte. Die Antwort lag auf der Hand: Heute nur eine kürzere und danach versetzte Etappen...
Draußen war es noch stockfinster, doch ich ging einfach den anderen hinterher und gelangte bald aus der Stadt hinaus.

Stempelstelle - Ermita Ecce Homo

Kurz danach, in Valdeviejas gelangte ich zu einer kleinen Kapelle Ermita Ecce Homo mit Brunnen und Stempelstelle, dann ging es durch Felder und Wiesen langsam bergauf und nach etwa einer Stunde legte ich in Murias de Rechivaldo eine kleine Frühstückspause ein.

 

Frisch gestärkt mit Café con leche, frischgepresstem Orangensaft und einer Banane wanderte ich weiter durch die von Kilometer zu Kilometer schöner werdende Landschaft und erreichte nach etwa einer weiteren Stunde das wunderschöne Dorf Santa Catalina di Somoza. 
 

Hier wäre ich gerne geblieben, doch es war noch zu früh und so marschierte ich weiter nach El Ganso, meinem heutigen Etappenziel, mindestens genauso schön und - abgesehen von der Cowboybar - genauso romantisch.

Die berühmte "Cowboy-Bar" in El Ganso

Da es noch früh war, bekam ich sogar in der wunderschönen Albergue Gabino auf Anhieb mein Wunschbett. Dass der Besitzer dieser Pension Holistiker ist, merkt man hier an jedem Detail: Gemütliche Zimmer, bunte Bettwäsche, leise und angenehme Musik, der Duft von Räucherstäbchen und ein schöner, gepflegter Innenhof mit Sitzgelegenheiten und einem Waschhaus.
 
Albergue Gabino, El Ganso

Für das Bett inklusive Frühstück sowie Kaffee und Tee zur freien Entnahme bezahlte ich lächerliche 8€ und ging anschließend in das kleine Geschäft ein paar Meter weiter, um mich für das Abendessen und den nächsten Tag mit Lebensmitteln einzudecken.


Da es sich um eine sehr kleine, familiäre Herberge (sie erinnerte mich ein wenig an die Casa rural De sol a Sol in Hontanas) handelt, war sie sehr bald voll und viele nachfolgende Pilger ohne Reservierung wurden weiter geschickt.

Ich finde diese Entwicklung sehr schade, denn ohne Reservierung wird es hier immer schwieriger, was - wie ich finde - dem eigentlichen Geist des Pilgerns entgegensteht. Massentourismus mit geplanten Etappen, Buspilgern bzw. Pilgern mit Tagesrucksack und vorausgeschicktem Gepäck bei den Einen verstärkt die Sorge, am Ende des Tages kein Bett zu bekommen bei den Anderen und daher weichen bereits viele auf andere Routen wie den Camino del Norte oder den Portugues aus.

Der Ärger auf die Tourist Pilgrims, auf Spanisch werden sie "Tourigrinos" genannt ist - vor allem auf den letzten 200 km - groß. Auf den letzten 100 km waren 2/3 aller Pilger*innen, denen ich begegnete Tourigrinos, die meisten mit Daypacks, die an die Turnbeutel, die wir seinerzeit in der Schule hatten, erinnerten.

"Tourist Pilgrims, please leave the Albergues for Pilgrims"

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