Dienstag, 9. Mai 2017

Camino Portugues - Tag 10: San Pedro de Ramallosa - Nigrán - Vigo


 
Vigo im Fußballfieber

Vigo ist eine fußballbegeisterte Großstadt und außerdem die größte Stadt Galiciens, ein bedeutender Hafen, und heute ist es hier extrem schwül, wozu noch kommt, dass das Kaps Hostel - ein von außen gesehen beeindruckender Glasbau - weder über Zimmerfenster, noch über eine funktionierende Klimaanlage verfügt.

Gefunden habe ich es jedenfalls auf Anhieb, auf das Check-in musste ich eine Weile warten, doch die Zimmer sind sehr geräumig, ja, wenn nur das mit der Hitze nicht wäre ...

Aber zurück zum Anfang! Im Pazo Pias schlief ich in meinem Einzelzimmer bei offenem Fenster lang und gut und machte mich erst um 8:30 auf den Weg. Das vom Hospitalero angekündigte Gewitter war ausgeblieben und noch immer war es drückend heiß.

Nach etwa 3 km leicht bergauf war ich schon wieder total durchnässt und beschloss daher, mich in Nigrán auf die Terrasse eines Cafés zu setzen und mir Kaffee und Orangensaft zu bestellen.


So gestärkt setzte ich meinen Weg Richtung Vigo fort, der mich zuerst entlang der Straße stetig leicht und später dann durch den Wald ziemlich steil bergauf in die Montes de Vigo führte.


Die Beschilderung dieser Etappe hat - sagen wir einmal - noch ziemliches Verbesserungspotential, und wenn dann doch irgendwann ein gelber Pfeil auftauchte, so führte er in die Sierra und überließ einen dort seinem Schicksal.

O Alto da Medona
So passierte es nicht nur mir, und ich landete auf einem "öko-archäologischen Rundwanderweg", der zwar historisch interessant war und auch eine tolle Aussicht auf Vigo und die Atlantikküste bot, aber mich ziemlich im Kreise führte. Mitten in der Pampa zwischen kniehohem Gestrüpp stieß ich auf ein Pärchen, dem ich in den letzten Tagen schon mehrmals auf dem Camino begegnet war. Offensichtlich müde vom Anstieg machten sie ein Picknick neben einer Tafel, die darüber informierte, dass es von hier aus nur mehr 100 km bis Santiago waren.

Noch 100 km bis Santiago

Doch wie dorthin gelangen? Gelbe Pfeile sah ich keine, daher folgte ich einer blau-weißen Markierung durch den Parque Forestal de Saiáns, wo weitere Tafeln über den Wald an sich und die darin verborgenen archäologischen Reste aus der Bronzezeit Auskunft gaben.
Das war zwar einige Zeit lang interessant, aber ich kam der Stadt Vigo, wo ich noch kein Zimmer für die Nacht hatte, dadurch nicht näher, weshalb ich schweren Herzens entschied, den Weg wieder zurück und auf der PO-552 weiter zu gehen. Das war, da nur abschnittsweise ein Gehsteig vorhanden war, auch nicht gerade lustig, aber ich kam meinem heutigen Tagesziel merkbar näher.
Der Weg führte nun wieder bergab durch einige (eher hässliche) Vororte, der Verkehr wurde stärker und schließlich war ich es leid, nur Abgase einzuatmen und dabei mein Leben zu riskieren und stieg in den Bus Nr. 1, der mich in wenigen Minuten zur Plaza España brachte. 

Kaps Hostel, Vigo

Wieder hatte ich Glück: Als ich mein Handy konsultierte, stellte ich zu meiner freudigen Überraschung fest, dass das Hostel, an welches ich gedacht hatte, nur 550 m von hier entfernt war.
Dort angekommen musste ich (siehe oben) noch etwa eine Stunde auf das Einchecken warten, aber in der Lobby war es Gott sei Dank kühler als draußen und so las ich währenddessen meine E-Mails und bearbeitete die heutigen Fotos.

Monumento ao traballo, Vigo

Später nachmittags folgte der übliche Stadtbummel, doch es gelang mir nicht, mich für diese Stadt zu begeistern: Die Baustile waren zu unterschiedlich, um ein harmonisches Ganzes entstehen zu lassen und die Idee, Skulpturen mit den Insignien des lokalen Fußballclubs Celta zu dekorieren, fand ich ebenfalls etwas gewagt.

Ich aß eine Kleinigkeit im Casco Viejo, kaufte noch ein paar Sachen für das Frühstück ein und kehrte dann ins Hostel zurück, um meine Wäsche aufzuhängen und meine Füße ein wenig hochzulagern.
Für morgen ist wieder Regen angesagt, und für eine kleine Abkühlung wäre ich wirklich dankbar ...

Erkenntnisse des Tages:
Langsam kommt es mir verdächtig vor, wenn nach Kilometern ohne Hinweisschilder plötzlich ein gelber Pfeil auftaucht und einen von der Straße weglenkt. Man kann dann nämlich mit höchster Wahrscheinlichkeit annehmen, dass es spätestens nach ein paar Metern steil bergauf durch den Wald in ein landschaftlich schönes, aber  menschenleeres Naturschutzgebiet gehen wird, aus dem man auch wieder herausfinden muss ...
In Vigo gibt es zwei Decathlons, für mich derzeit nicht von Interesse (Funktionskleidung ist bei diesen klimatischen Bedingungen eher kontraproduktiv), aber vielleicht interessiert es ja irgendwen.

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