Freitag, 7. Oktober 2016

Santa Irene - Santiago de Compostela


Santiago!

Zu meinem allergrößten Bedauern ist die letzte Etappe des Camino Francés - was mich betrifft - im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen: Meine geliebten und bewährten LOWA hatten ja, wie bereits berichtet, auf der vorletzten Etappe das Zeitliche gesegnet und so blieben mir nur noch meine Tewa Light-Trekkingsandalen.

Santa Irene am frühen Morgen

Das wäre an und für sich kein Problem gewesen, doch nach wenigen Kilometern setzte es plötzlich zu regnen ein und gleichzeitig schickte mir der Himmel einen Bus vorbei, da gab ich der Versuchung nach und fuhr bis an den Stadtrand von Santiago mit...

Papstdenkmal am Stadtrand von Santiago

Shopping Center "As Cancelas"

Hier gelangte ich zu einem großen Shopping Center, As Cancelas - es kam mir ebenfalls wie gerufen - wo ich erstmal Schutz vor dem Regen fand, frühstückte und mir für die kommenden Tage einen Schirm und ein paar leichte Sportschuhe besorgte.

Regen in Santiago di Compostela

Auf dem Weg ins Stadtzentrum

Von hier aus machte ich mich auf den Weg zur Albergue Liñares, wo ich fûr die folgenden drei Tage ein Bett gebucht hatte und fand auch nach einigen Umwegen und mehrmaligem Fragen hin.
 

Albergue Linares

Die Herberge ist ganz modern, völlig neu und aufgrund des etwas höheren Preises nicht überlaufen, die Hospitalera war wie eine Mutter zu mir und abgesehen von einer recht negativen Begegnung mit einem zudringlichen Pilger, der offensichtlich unter sexuellem Notstand litt, fühlte ich mich hier wirklich sehr wohl.
Ich richtete mich also in dem Zimmer häuslich ein, duschte und zog mich um und machte mich auf die Suche nach einem Restaurant zum Mittagessen, der Kathedrale und dem Pilgerbüro.


In der sehr gemütlichen Café-Bar SCQ genehmigte ich mir zur Feier des Tages das erste und einzige Pilgermenü auf meinem gesamten Camino (ich hatte mich durchwegs, mit Ausnahme der kirchlichen Herbergen, in denen gemeinsam gekocht wurde, selbst versorgt, überwiegend vegetarisch, und auch meine Gewohnheit, nach spätestens 18:00 Uhr nichts mehr zu mir zu nehmen, nicht geändert). 


Es gab Spaghetti als Vorspeise, danach ein sehr leckeres Kotelett mit Ofenkartoffeln und Sauce. Wasser und ein Kaffee waren im Preis von 8 € inbegriffen.

Nicht ganz leicht zu finden: Pilgerbüro in Santiago

Gestärkt und erholt machte ich mich anschließend auf den Weg zur Kathedrale und von dort aus zum Pilgerbüro. Wieder waren mehrmaliges Fragen und einige Umwege notwendig, doch endlich fand ich die Oficina del Peregrino und reihte mich in die lange Schlange der Pilger ein, die auf ihre persönliche Compostela warteten.

Im Pilgerbüro: Warten auf die Compostela

Es waren 4 Schalter geöffnet, und obwohl es eigentlich recht schnell ging, dauerte es aufgrund der hohen Pilgeranzahl doch eine gute Stunde, bis ich das heiß begehrte Dokument endlich in Empfang nehmen durfte. Zuvor hatte es noch einige Missverständnisse bezüglich einiger von einem Hospitalero in der Meseta falsch eingetragenen Daten in meinem zweiten Pilgerpass und der korrekten Schreibweise meines Vornamens gegeben - eine Compostela musste aus diesem Grund zerrissen werden - doch dann endlich hatte ich sie und brauchte daraufhin gleich noch einen Kaffee ...

Auf den Stufen zur Kathedrale

Obwohl ich an diesem Tag keine große Wegstrecke zurück gelegt hatte, war ich dennoch sehr müde und spürte plötzlich auch meine Füße. Ich besuchte nur mehr ein Museum, kaufte in einem Supermarkt ein paar Lebensmittel ein und kehrte danach wieder in die Herberge zurück.

Tarta de Santiago, die berühmte Mandeltorte

In dieser Nacht blieb ich zusammen mit einer zweiten Pilgerinnen im 6-Bett-Zimmer allein, was ich als sehr angenehm empfand. Drinnen war es angenehm warm, die Leiterin schaute am Abend persönlich vorbei um zu fragen, ob wir es warm genug hätten, und zusätzlich zu dem frischen Bettzeug gab es schöne dicke Steppdecken. In dieser wohlig warmen Atmosphäre  schlief ich bereits gegen 20:00 Uhr ein und wachte erst gegen 08:00 Uhr Früh wieder auf. 

Grabmal des Hl. Jakobus

Es war ein großer, wichtiger Tag in meinem Leben gewesen, das Erreichen eines seit mehr als zehn Jahren angestrebten Ziels, ein Meilenstein, ebenso wie die Matura, der Studienabschluss oder die Pensionierung, und solche Momente muss man erst nach und nach langsam verarbeiten. Sie sind zu überwältigend, um sie sofort in ihrer ganzen Bedeutung zu erfassen und das Geleistete auch wirklich realisieren zu können.

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