Montag, 11. Januar 2016

Wie sieht es mit den Kosten aus?

... werde ich oft von anderen gefragt, die noch nicht auf dem Jakobsweg unterwegs waren.
 

Es gibt da eine alte Pilgerregel: 1 € pro gelaufenen Kilometer. Das ist nicht schlecht, trifft jedoch vor allem auf die Leute zu, die sich an die traditionellen Etappen, d.h. ca. 25-30 km pro Tag halten und diese auch in relativ flottem Tempo absolvieren und es somit schaffen, am jeweiligen Zielpunkt noch ein Bett in einer Herberge zu ergattern (Anm.: Die Herbergen sperren normalerweise gegen 13:30 auf und zu diesem Zeitpunkt warten oft schon viele Pilger auf Einlass. Vor allem in kleineren Albergues ist kurz danach alles belegt)

Private Herberge "San Saturnino" in Ventosa - ein kleines Juwel

Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe, 1. weil ich ausreichend Zeit habe, den Camino auf 2 oder 3 Jahre verteilt in kleineren Portionen zu gehen, 2. weil ich mich nicht unnötig überanstrengen will (ihr erinnert euch vielleicht, dass ich im vorigen Frühjahr noch kurz vor meinem ersten Start massive Knieprobleme hatte und überhaupt nicht wusste, wie es für mich werden würde) und 3. da ich mich sehr für Kunst und Architektur interessiere, die wunderschöne Landschaft genießen möchte und als begeisterte Fotografin auch oft länger an einem Ort bleibe, um die schönsten Motive festzuhalten.

Auch das Wetter (ich habe keine Lust, bei strömendem Regen zig Kilometer herunterzuspulen, was auf abschüssigem Gelände meiner Erfahrung nach auch recht gefährlich werden kann), die Qualität und Schönheit der Unterkünfte, Begegnungen mit anderen Pilgern, mit denen man sich vielleicht noch etwas länger austauschen möchte usw. spielen eine Rolle, daher plane ich außer der 1. und der letzten Nächtigung nie etwas und bin damit bisher recht gut gefahren.

Die Kosten kalkuliere ich daher nicht nach den gelaufenen Kilometern, sondern in Tagen, d.h. - je nach Art der Unterkunft und Verpflegung - zwischen 20 und 30 € pro Tag.

Gemeinschaftsküche in der "Albergue de peregrinos" in Navarrete

Die billigste Herberge, in der ich bisher genächtigt habe, kam auf 6 €, in der teuersten habe ich 12 € bezahlt, die durchschnittlichen Preise liegen zwischen 8 und 10 € pro Bett und Nacht.

Schlafsaal in der Herbergue "Jesús y Maria" in Pamplona

Essen und Lebensmittel sind in Spanien relativ günstig, (kleine) Supermärkte - "Tiendas" - ausreichend vorhanden, aber auch in den Bars und Lokalen unterwegs kann man günstig essen, das Pilgermenü abends in den Herbergen beläuft sich auf ca. 10 € (zumeist inklusive Wein). Wer sein Abendessen selbst oder zusammen mit anderen kocht, kommt noch viel günstiger weg; Grundnahrungsmittel wie Essig, Öl, Salz und Gewürze befinden sich fast immer in der Herberge vor Ort zur freien Entnahme und Reste kann man in einer Plastikdose sehr gut als Mittagsverpflegung für den nächsten Tag mitnehmen.

Frühstück bei "Jakué", Puente de la Reina

Natürlich benötigt man - vor allem wenn es sehr heiß ist - auch ausreichend zu trinken. Mineralwasser in der Plastikflasche aus dem Supermarkt oder Brunnenwasser? Hier scheiden sich die Geister. Ich habe es mal so mal so gehalten. In jedem Dorf gibt es einen Brunnen mit Trinkwasser (agua potable), der als solcher gekennzeichnet ist. Das Wasser ist von guter Qualität, ich hatte jedenfalls keinerlei Probleme. Auch das Wasser in den Herbergen kann bedenkenlos getrunken und zum Auffüllen der Trinkflasche verwendet werden.

Vino tinto

Bier (cerveza) und Wein (vino) sind billiger als bei uns, generell von guter Qualität und passen natürlich ausgezeichnet zu Tortillas, Tapas, Fleisch, Fisch und allen anderen spanischen Spezialitäten.

"El Cultubar", Nájera

Ein Kostenfaktor, den ich anfangs nicht berücksichtigt hatte, der sich jedoch recht ordentlich zu Buche schlägt, ist das Waschen (und Trocknen) der Kleidung, das spätestens alle 3 Tage fällig wird.
Nicht immer ist es möglich, die Wäsche von Hand zu waschen und anschließend im Freien an der Wäscheleine zu trocknen, z.B. bei regnerischem und feuchtem Wetter, das gerade im Frühjahr recht häufig vorkommt. Manchmal möchte man die Unterwäsche und die Shirts auch wieder einmal richtig "durchwaschen", an anderen Tagen kann man die über Nacht nicht richtig trocken gewordene Wäsche nicht mit Sicherheitsnadeln zum Trocknen am Rucksack befestigen, da es draußen regnet ...

Der langen Rede kurzer Sinn: Häufig wird man vor Ort eine Waschmaschine und manchmal auch den Wäschetrockner in Anspruch nehmen müssen. Die Kosten dafür liegen zwischen 2 und 4 € pro Waschgang und häufig kommt nochmals derselbe Betrag für den Trockner hinzu. Wer kein Waschpulver mit sich führt, muss welches kaufen, d.h. nochmals ca. 1 € dafür hinlegen.

Erst mal Wäsche waschen ... Albergue Maralotx in Cirauqui

So kann sich dieser Faktor schon durchaus auf 10 - 15 € pro Woche belaufen. Um die Kosten ein wenig in Schach zu halten, habe ich mir im Internet ein Waschkonzentrat bestellt, von dem ich ein wenig in eines dieser Plastikfläschchen für Kosmetik, die im Flieger erlaubt sind, abfüllen und auf meine 3. Camino-Erfahrung mitnehmen werde. Für die Handwäsche verwende ich im allgemeinen Haarshampoo.

Außerdem nicht zu vergessen: Zusätzliche Kosten z.B. für Pflaster oder Medikamente, innerstädtische Busverbindungen vom und zum Airport, Spenden (in Kirchen etc.), Erwerb zusätzlicher Pilgerpässe, wenn der erste voll ist usw.

Ausgehend davon würde ich eher für 30, als für 20 € pro Tag plädieren. Da das Leben zu Hause aber auch nicht kostenlos ist, denn auch daheim muss man ja essen, trinken und Wäsche waschen, relativiert sich das wiederum ein wenig.

Grob kalkuliert, könnte man also inklusive Hin- und Rückreise und wenn man den gesamten Weg in 4 Wochen absolviert, von ca. 1000 € ausgehen. Wer langsamer pilgert, hin und wieder in einem Hotel oder einer Pension (ca. 20 € pro Nacht) etwas "privacy" genießen und zudem gut essen und trinken möchte, muss natürlich mit höheren Kosten rechnen, doch das ist "normal" und zudem auch sehr individuell.




2 Kommentare:

  1. Macht immer wieder Freude, wenn ich Bilder von Herbergen sehe in denen ich auch schon übernachtet habe. War schon in der "Albergue de Peregrinos" in Navarrete, in der "Yesus y Maria" in Pamplona und zweimal in der "San Saturnino" in Ventosa. Waren alles sehr gute Herbergen, aber Ventosa beschreibst Du mit Juwel ganz richtig. Sehr nette und hilfsbereite Hospitalera aus Österreich, kleiner Lebensmittelladen, Waschmaschine, sehr einladender Innenhof und als Krönung der allgemeine Weckruf mit Musik !

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  2. Ja, ich hatte mit den Herbergen bisher immer Glück, jede war anders und auf ihre Art einzigartig. Bin gespannt, wie es nun weitergeht, bald ist es ja wieder so weit. LG

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