Freitag, 15. Juli 2016

Österreichischer Jakobsweg - Gedanken nach den ersten Kilometern

Zwischen Bad Deutsch-Altenburg und Petronell
 
Ich war nun bereits ein Stückchen auf dem Österreichischen Jakobsweg zwischen Wolfsthal und Wien unterwegs und möchte meine Gedanken dazu hier kurz niederschreiben:

Der Weg ist sowohl landschaftlich, als auch architektonisch wunderschön, es lohnt sich also wirklich, ihn zu gehen. Ich halte ihn für eine tolle Alternative zum Spanischen Jakobsweg (auf dem ich ebenfalls bereits 400 km hinter mich gebacht habe).

Landschaftlich wunderschön: Donauauen bei Hainburg

Was ihn für mich besonders macht, ist die Tatsache, dass hier - trotz Ferienzeit - kaum Menschen unterwegs sind. Ich empfinde das Pilgern durch die Felder und Auen als weitaus meditativer, als auf dem zu jeder Jahreszeit recht überfüllten Camino Francés. Vogelzwitschern, das Geräusch des Windes in den Baumkronen, das gleichmäßige Rauschen der Donau anstatt lautem Reden und Gelächter ... nie zuvor habe ich mich mit der Natur mehr eins gefühlt.

Wohin jetzt? Fehlende Markierung am Ortsende von Carnuntum

Was erst wie ein Nachteil aussieht, kann also auch ein Vorteil sein. Ich meine damit die etwas schlechtere Infrastruktur, die teilweise schlechte, verwirrende oder nicht vorhanderne Markierung der Wege, wo es mit Sicherheit noch Verbesserungsbedarf gibt.

Der Weg von Wolfsthal nach Wien verläuft auf der gesamten Strecke fast völlig eben, ist also ideal für Einsteiger, Menschen mit nicht so guter Kondition, Pilgern mit Kindern oder Hunden, einmal traf ich auch einen Mann in einem speziellen Rollstuhl.

Leider geschlossen - Kirche in Wolfsthal

Was mich ein wenig störte, war 1. dass die meisten Kirchen geschlossen sind und es 2. daher schwierig bis unmöglich ist, Stempel für den Pilgerpass zu bekommen. Hier sehe ich die Pfarren und Gemeinden gefordert. Wie wäre es damit, wenn die Kirche aus den unterschiedlichsten Gründen verschlossen bleiben muss, irgendwo in einer Nische einen Stempel und ein Stempelkissen aufzustellen, wie ich es bereits in Spanien gesehen habe?

Idyllischer Rastplatz kurz vor Hainburg

Auch ein Schild an den öffentlichen Brunnen (es wäre wünschenswert, wenn es mehr davon gäbe!) mit dem Hinweis, ob das Wasser zum Trinken geeignet ist, fände ich nicht schlecht. Wir Pilgerinnen und Pilger würden uns durch derartige kleine Maßnahmen willkommener und besser aufgenommen fühlen.

Wiese bei Petronell-Carnuntum


Was die Unterkunftsmöglichkeiten betrifft, so gibt es entlang des Weges kleine Pensionen in ausreichender Zahl, jedoch habe ich bisher keinen Hinweis auf eine einzige Pilgerherberge gesehen. Vielleicht ein Tipp für Startups? Den Abend zusammen mit Gleichgesinnten an einem Tisch zu verbringen wäre doch etwas Anderes, als allein in seinem Zimmer zu sitzen.

Gasthäuser, Cafés und Buschenschanken sind in großer Anzahl vorhanden, Supermärkte ebenfalls, doch eher in den größeren Ortschaften und nicht direkt am Weg.

S-Bahn-Garnitur im Bahnhof Regelsbrunn

Äußerst positiv zu vermerken ist schließlich noch die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die in stündlichen Intervallen auf diesem Teil des Weges verkehrende S7 macht es möglich, den Weg auch in Tagesetappen zu gehen (z.B. von Wien aus). Weiters verkehren hier auch Busse.
In allen Zügen ist das Mitnehmen von Fahrrädern erlaubt (die Beschaffenheit der Strecke macht Radpilgern zu einer sehr interessanten Option), Tickets sind an jedem Bahnhof beim Automaten erhältlich.


Radweg bei Schwechat

Soweit meine ersten Gedanken zu diesem Teil des Weges, weitere werden sicher folgen.





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