Eine der Herbergen, in denen es sich meiner Meinung nach wirklich lohnt, eine Nächtigung einzuplanen, wenn man auf dem Camino Francés unterwegs ist, ist die Albergue de Peregrinos "San Francisco de Asís" in Tosantos, einem kleinen Dorf zwischen Belorado und San Juan de Ortega, denn kaum anderswo wird der traditionelle Geist des Pilgerns noch so gelebt wie hier.
Als ich hier ankam, taten hier 2 Hospitaleros Dienst, der eine Italiener, der andere Portugiese, und ich wurde zu allererst auf Englisch über den Hausgebrauch informiert, bzw. darüber, was von Pilgerinnen und Pilgern, die in diesem schönen alten Gebäude gegen eine freie Spende Einlass bekamen, erwartet wurde: Mithilfe beim Zubereiten des Abendmahls, anschließende Teilnahme an einer gemeinsamen Meditation, um 22:00 Uhr Nachtruhe und tatsächliche Ruhe bis 07:00 Früh.
Schlafsäle in der Pilgerherberge von Tosantos |
Ich hatte bereits von derartigen Herbergen gehört und war daher erfreut, endlich in einer solchen gelandet zu sein und auch diese Erfahrung machen zu dürfen. Mein Schlafplatz war eine einfache Matratze auf dem Boden, wo ich allerdings weder besser noch schlechter geschlafen habe, als in anderen Herbergen.
Gemeinsame Zubereitung des Abendessens |
Mein Job: Tomaten und Zwiebeln schneiden |
Schon bei meiner Ankunft hatte ich gesehen, dass einer der Herbergsväter gerade mit viel Gemüse, Brot und anderen Lebensmitteln vom Einkaufen zurückkam, und diese Köstlichkeiten wurden abends gemeinsam zu einem einfachen und guten Abendmahl verarbeitet: Grüner Salat mit Tomaten, Zwiebeln und Nüssen als Vorspeise, Eintopf aus Gemüse, Bohnen und Chorizo, dazu Weißbrot, als Hauptgericht und ein Apfel als Nachspeise. Zu trinken gab es Wasser.
Einfach und gut: Gemüseeintopf mit Kichererbsen und Chorizo |
Nach dem gemeinsamen Essen an einem großen Tisch im Erdgeschoss wurden wir in einen kleinen Raum direkt unter dem Dach gebeten, in dem - auf freiwilliger Basis - bei Kerzenlicht eine etwa halbstündige Feier stattfand, in welcher in mehreren Sprachen Pilgerlieder gesungen und im Rahmen einer Meditation der vergangenen, derzeitigen und künftigen Pilgerinnen und Pilger gedacht wurde.
Wie in den meisten Herbergen wurde um 22:00 das Licht abgedreht und vor dem Aufbruch um 07:00 Morgens bekamen wir noch ein Pilgerfrühstück, bestehend aus Weißbrot, Margarine, Marmelade, Keksen, Kaffee oder Tee.
Der Aufenthalt in Tosantos war für mich wirklich ein beeindruckendes Erlebnis und ich würde mir mehr Herbergen dieser Art wünschen.
Übrigens, so ganz mittelalterlich, wie es nun den Eindruck haben mag, ist diese Herberge natürlich nicht: Duschen, WC, Gelegenheit zum (händischen) Wäschewaschen, Wäscheständer, Steckdosen, das alles ist vorhanden und außerdem wird das Haus auch beheizt, eine Annehmlichkeit, auf die ich in den beiden Nächten zuvor hatte verzichten müssen.
Das Einzige, was man hier im Unterschied zu anderen Herbergen möglicherweise vermissen könnte, ist das Internet, aber auch dagegen gibt es Abhilfe :-)
Ein paar Meter weiter, gleich neben der Kirche, befindet sich die private Pilgerherberge Los Arancones mit Bar, Restaurant und einem starken WLAN-Sender...
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