Montag, 14. März 2016

Sparen auf dem Jakobsweg

Pilgern kostet Geld, das liegt auf der Hand, schließlich geht es nicht um einen Tages- oder Wochenendausflug, sondern in unserem Fall um eine Strecke von 800 km, egal ob man diese in einem Stück oder lieber auf Etappen geht.

800 km von Saint-Jean-Pied de Port bis Santiago de Compostela


Fakt ist: Wer den Camino in einem Zug durchmarschiert, spart Geld bei der Anreise, je länger die Tagesetappen und je weniger Nächtigungen erforderlich sind, umso billiger kommt der Aufenthalt.

Doch nicht alle von uns sind in der Lage, mehrere Wochen am Stück Urlaub zu nehmen und nicht jeder oder jede schafft die 32 Etappen aus dem Reiseführer tatsächlich so wie beschrieben, sprich Tagespensen von durchschnittlich 25 km bergauf und bergab, über Stock und Stein, bei Regen, Schneefall oder brennender Hitze quer durch die iberische Halbinsel.

Sehr häufig wird man daher mehr als 4 oder 5 Wochen für den Camino aufwenden müssen (oder auch wollen, denn auf der Strecke liegen viele schöne Städte und die meisten wollen -  nachdem sie Santiago erreicht haben - noch bis ans Meer, nach Finisterre, weiterlaufen).

Immer dabei: Reiseführer von Michelin


Alles in allem also ein recht großes und aufwändiges Unternehmen und in diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage, wie man die Kosten halbwegs überschaubar halten kann.

Wenn wir die Hin- und Rückreise einmal beiseite lassen, so teilen sich die unterwegs anfallenden Ausgaben in 3 Bereiche:

1. Nächtigung
2. Verpflegung
3. Zusätzliche Ausgaben wie Wäsche waschen, Telefonie/Internet und Allfälliges wie Medikamente, Pflaster, Toilettartikel usw.

Nächtigung:
Am preiswertesten ist es auf jeden Fall, in einer Pilgerherberge zu nächtigen. In einigen funktioniert das auf Spendenbasis, in den meisten beläuft sich die Gebühr für die Nächtigung auf 6 - 8 €. Voraussetzung dafür, in einer öffentlichen oder kirchlichen Pilgerherberge unterzukommen, ist das Vorweisen des Pilgerpasses. Außerdem ist zu bedenken, dass die meisten Herbergen am frühen Nachmittag zwischen 13 und 14 Uhr aufsperren und dann in den traditionellen Etappenzielen oft schon zahlreiche Pilgerinnen und Pilger vor dem Tor warten. Da die Bettenkapazität teilweise nicht allzu hoch ist, ist es also wichtig, pünktlich vor Ort zu sein, denn Reservierungen werden (mit ganz wenigen Ausnahmen wie zB in Roncesvalles nicht angenommen).

Albergue de Roncesvalles

Außerdem gibt es zahlreiche private Pilgerherbergen (Preis pro Nacht ca. 10 - 12 €), Jugendherbergen, (Frühstücks-)Pensionen (ca. 20 - 30 €, aber Achtung, die meisten Zimmer werden vorreserviert, zum Teil von Reisegruppen) und Hotels verschiedener Kategorien.
Auch das Nächtigen im Zelt ist manchmal möglich (zB im Hof von Pilgerherbergen oder Pfarren), "wildes" Campieren ist in Spanien allerdings verboten und nicht ungefährlich. Die Frage ist, ob es sich unter diesen Umständen lohnt, zusätzliches Gewicht mitzunehmen.

Typischer Schlafsaal in einer Pilgerherberge

Verpflegung:
Im Gegensatz zu Pensionen und Hotels, findet man in den Pilgerherbergen zumeist mehr oder weniger gut ausgestattete Gemeinschaftsküchen. Wenn man den durchschnittlichen Preis für das abendliche Pilgermenü (ca. 10 €) hochrechnet, lohnt es sich auf jeden Fall, selbst oder noch besser zusammen mit anderen zu kochen. Lebensmittel und Zutaten erhält man in jedem Dorfladen ("tienda", im allgemeinen von 13:30 bis 17 Uhr geschlossen/Mittagspause), vieles, wie zB Essig, Öl, Salz, Pfeffer und andere Gewürze steht (da von anderen PilgerInnen zurück gelassen) in den Herbergen zur freien Entnahme zur Verfügung.


Ein Pasta- oder Reisgericht und dazu ein Salat ist schnell zubereitet, die Kosten dafür sind minimal und die Reste kann man im Kühlschrank aufbewahren und am darauffolgenden Tag in einer Plastik- oder Alu-Dose für das Mittagessen einpacken.

Kaffee ("café") ist normalerweise in Spanien sehr billig, aber auch dieser lässt sich (wenn man den in vielen Herbergen angebotenen Automatenkaffee nicht mag) morgens selbst zubereiten und in einem Thermobecher mitnehmen.

Und selbstverständlich habe ich auch meine Wasserflasche morgens immer in den Herbergen aufgefüllt. Eine weitere Möglichkeit sind die in jeder Ortschaft befindlichen öffentlichen Brunnen mit Trinkwasser ("agua potable"). Im Gegensatz zu den Berichten anderer PilgerInnen habe ich damit keine negativen Erfahrungen gemacht.

Trinkbrunnen in Zabaldika

Hatte ich nichts vom Abendessen übrig, so habe ich mir oft zu Mittag ein Stück frisches Brot oder Baguette ("pan"), Wurst ("salchicha") und Käse ("queso") sowie eine Banane und ein paar Nüsse in einem der Dorfläden auf dem Weg gekauft. Lebensmittel sind in Spanien generell billig, aber auch ein Stück Tortilla, ein Sandwich ("bocadillo"), Spiegeleier mit Pommes ("huevos con patatas") oder ein Teller Suppe kostet kaum mehr als 2 oder 3 €. Wein ("vino") und Bier ("cerveza") sind ebenfalls gut und günstig.

Manche Herbergen bieten auch Frühstück ("desayuno") an. Darauf habe ich fast immer verzichtet. Mir reichten früh morgens ein Kaffee und ein paar Kekse und ich habe zumeist am späteren Vormittag - so etwa nach den ersten 8-10 Kilometern eine ausgiebigere Jause eingelegt, die dann auch bis nachmittags anhielt.

Café con leche y agua

Bezüglich Dumpster-Möglichkeiten kann ich nichts sagen, außer, dass die Supermarkt-Dichte weitaus geringer ist als in Ö oder D und die kleinen Läden - soviel ich das beurteilen kann - ziemlich gezielt kalkulieren und einkaufen, denn die Regale waren nirgends überfüllt. Viel wird da sicher nicht entsorgtt.

Allfällige Ausgaben:
Wie schon an anderer Stelle hier in diesem Blog berichtet, ist der größte Posten neben Unterkunft und Verpflegung das Wäsche waschen, das spätestens jeden dritten Tag fällig wird. Nicht immer ist es möglich, Wäsche von Hand zu waschen und vor allem im Winter bzw. in der Übergangszeit muss man - ob man will oder nicht - in den Wäschetrockner investieren, da die Kleidung sonst nicht bis zum folgenden Morgen trocken wird. Für die Benützung von Waschmaschine + Trockner ("lavadora" + "secadora") verlangen manche Herbergen gut und gern bis zu 6 €, dazu kommt noch das Waschpulver ("jabón").

Zu diesem Zweck habe ich mir für meine nächste Camino-Wanderung ein Flüssigkonzentrat bestellt, bei dem schon wenige Tropfen für eine Maschine ausreichen. Ich werde ein wenig davon in eine dieser kleinen Fläschchen für das Handgepäck umfüllen und mitnehmen.

Waschraum, Alberge "Jesús y Maria" in Pamplona


Andere Einsparmöglichkeiten (außer gleich nach der Ankunft in der Herberge Wäsche zu waschen und diese - in der Hoffnung, dass sie bis zum nächsten Morgen trocknet - sofort aufzuhängen) sind mir bisher nicht eingefallen.


Medikamente sind in Spanien sehr billig, es lohnt sich also nicht, große Vorräte davon mitzuschleppen, sondern empfiehlt sich, bei Bedarf vor Ort in der Apotheke ("farmacia", Öffnungszeiten wie bei den Lebensmittelgeschäften ca. 09:30 bis 13:30 Uhr und 16:30 bis 20:00 ) das Benötigte zu holen.

Eine Busfahrkarte im innerstädtischen Verkehr (zB wenn man Großstädte vermeiden will) kostet ca. 1,35 €, Sportartikel/-bekleidung gibt es sehr günstig und in großer Auswahl bei Decathlon (in allen größeren Städten wie Pamplona, Logrono, Burgos, León, Santiago ...)


So weit also zum Finanziellen. Ich denke, das unterste Limit ist auch für ganz bescheidene Pilger 15 € pro Tag (Unterkunft in einer Pilgerherberge + Selbstversorgung); 20 - 25 € sind guter Durchschnitt (Pilgerherberge, Frühstück + Pilgermenü, Rest Selbstversorgung), an Waschtagen 25- 30 €. Ergibt bei 32 Etappen die immer wieder zitierten 800 €, sprich 1 €/km. "Langsamere" Pilgerinnen und Pilger benötigen logischerweise etwas mehr.

In jedem Fall würde ich zu einem gewissen finanziellen "Polster" für Tage, an denen man keinen Platz mehr in einer Herberge bekommt und auf eine Pension oder ein Hotel ausweichen muss, für Unvorhersehbares (Erkrankung, Medikamente, Austausch von kaputten Kleidungsstücken etc.) raten.
Weitere mögliche Kosten: Spanische SIM-Karte, Spenden in Kirchen, Erwerb eines zweiten Pilgerpasses, wenn der erste voll ist ...


Buen camino und hier noch etwas gute Laune zum Anhören:

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